Helau bald nur noch für die Frau? Faschingsvereinen gehen die Männer aus
Sachsen - Wir sind mitten in der närrischen Zeit, Faschingshochburgen wie Radeburg rüsten für die "fünfte Jahreszeit". Doch in Sachsen machen sich immer weniger Herren zum Narren. Helau gibt's nur noch für die Frau! Einige Karnevalsclubs leiden regelrecht unter Männermangel - vor allem, wenn es ums Tanzen geht ...
"Wir würden uns Männer zwischen 18 und 30 Jahren als neue Mitglieder wünschen", klagt etwa der Chef des Dresdner Carneval Clubs (DCC), Andreas Huxol (46). Michael Thiele (67), seit 1981 Vereinsmitglied, legt nach: "Männer mit Humor gehören in den Faschingsverein!"
Trotz Mangel will der Club das vorerst eingestellte Männerballett 2025 wieder aufnehmen. Hierfür hätten sich bislang immerhin sechs Bereitwillige gefunden.
Der Elferrat Gebau Dresden hat in diesem Jahr tatsächlich das beliebte Männerballett im Programm - doch sieben von zwölf Tanzrollen werden von Frauen besetzt.
Hinzu komme ein Frauenübergewicht bei der Garde, den Vorstandsmitglied Nicole Stephan (28) auf geschlechtsspezifische Interessen zurückführt: "Es gibt mehr Mädchen, die tanzen wollen."
Jeder, der tanzen will, ist bei Faschingsclubs willkommen
Ähnliche Erfahrungen hat Ilona Berger (60) als Präsidentin vom Karnevalsclub Wilsdruff gemacht: "Man kann das Interesse von Jungen und Männern am Karnevalstanz nicht erzwingen. In der Garde tanzt bei uns kein einziger Mann."
Männerballett ist trotzdem im Programm. Die "Brechstangen" seien hoch motiviert - ganz ohne weiblichen Beistand - und machen seit Januar auf Instagram (@de_brechstang) auf sich aufmerksam. "Hier und in den Gardegruppen wird immer Nachwuchs gesucht."
Der Oberverband Sächsischer Carneval bestätigt die Seltenheit männlicher Tänzer in den Garden. Es sei auch keine Lösung, Männerballetts langfristig mit Frauen aufzufüllen - es sei denn, man verzichte auf die Bezeichnung "Männerballett".
Vom Verband heißt es: "Jeder, der tanzen will, ist bei uns Karnevalsvereinen herzlich willkommen."
Titelfoto: Eric Münch