Nicht mehr tragbar? Ärger um Aussage von Sachsens Kassenärzte-Chef
Dresden - Äußerungen von Klaus Heckemann (67), dem Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS), sind in den vergangenen Tagen auf heftige Ablehnung gestoßen. Die Unterzeichner eines offenen Briefs der "Dresdner Hochschulmedizin" halten Heckemann für nicht mehr tragbar.
Für Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (66, SPD) war die Kritik so gravierend, dass sie selbst zum Hörer griff, um ihrem Unmut persönlich Ausdruck zu verleihen. Sie distanziere "sich deutlich von den Aussagen" Heckemanns, heißt es in einer Mitteilung.
Der hatte sich im Editorial der aktuellen "KVS-Mitteilungen" kritisch über die zu erwartenden Kosten bei gendiagnostischen Untersuchungen geäußert und dabei von Eugenik "in ihrem besten und humansten Sinn" gesprochen. Eugenik ist die "Lehre der vermeintlich guten Erbanlagen" und wurde von den Nazis rassenideologisch benutzt.
Für Mediziner des Uni-Klinikums Dresden, darunter der medizinische Vorstand, Prof. Michael Albrecht (74), ist das reinster Nazi-Jargon. Heckemann entwerfe ein Szenario, in dem nicht mehr die Gesundheit des Einzelnen im Mittelpunkt stehe, sondern "die 'vermeintliche' Gesundheit der Gesellschaft in einem sozioökonomischen Kontext".
Ähnlich kritisch äußerten sich auch Bündnisgrüne und Linke. Der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer (SLÄK), Erik Bodendieck (57), forderte den Rücktritt Heckemanns. Und selbst der KVS-Hauptausschuss distanzierte sich am gestrigen Mittwoch von den Äußerungen. Nur Heckemann schweigt bislang.
Titelfoto: Eric Münch