Weil er Handy-Videos gemacht hat: Dresdner in Kuba inhaftiert!
Dresden - Gefangen in der Karibik. Was nach Abenteuer klingt, ist für einen Dresdner zum existenziellen Kampf geworden. Seit vier Monaten sitzt Luis Frómeta (59) im kubanischen Knast. Sein "Verbrechen": Er hat mit dem Handy eine regierungskritische Demo gefilmt. In Sachsen kämpfen seine Töchter um die Freilassung des Vaters, dem 24 Jahre Haft drohen.
Eigentlich wollte Luis schon Mitte Juli zurück in Dresden sein. Der Forstarbeiter, der 1985 zur Ausbildung in die DDR kam, sich hier verliebte und eine Familie gründete, hatte Verwandte besucht. Kurz vor der Abreise geriet er am 11. Juli auf den Straßen Havannas in die Proteste gegen die kubanische Regierung.
"Er hat mit seinem Handy ein Video aufgenommen - aus privatem Interesse, denn Papa ist völlig unpolitisch, dafür neugierig", berichtet seine Tochter Janie Frómeta (34). In seiner naiven Arglosigkeit sei er noch nicht einmal weggerannt, als Polizisten kamen.
Ein Onkel habe die Festnahme gefilmt, erzählt Janie und betrachtet sich die Bilder, die den völlig verdutzten Vater im Klammergriff mehrerer Männer zeigen. Nach einem Tag auf der Polizeistation wurde der Deutschkubaner wieder auf freien Fuß gesetzt. Sein Smartphone blieb eingezogen.
"Eine Woche später haben sie ihn dann abgeholt und ins Gefängnis gesteckt", berichtet die Tochter. Kurz darauf die nächste Schock-Nachricht: Die Staatsanwaltschaft wirft Luis "Erregung öffentlichen Ärgernisses" und "Anstiftung zur Aufruhr" vor - fordert deshalb 24 Jahre Haft.
Luis wurde im Gefängnis geschlagen
Die von den Töchtern eingeschaltete deutsche Botschaft in Havanna beißt bei den dortigen Behörden auf Granit. Janie: "Das Problem ist, dass unser Vater neben der deutschen noch die kubanische Staatsbürgerschaft hat, er von den Behörden vor Ort als Kubaner gesehen wird, für den die Deutschen nicht zuständig sind."
Derweil teilt sich Luis Frómeta im Gefängnis "Combinado del Este" mit 30 Mitgefangenen eine Zelle. "Ab und zu, wenn die Wärter gute Laune haben, darf er mit kubanischen Verwandten telefonieren, daher wissen wir auch, dass er geschlagen wurde", berichtet Janie traurig.
Die Medizin, die der an einer Schilddrüsenerkrankung leidende Dresdner braucht, hat ihm die Familie via Paketpost geschickt. "In Kuba gibt es fast keine Medikamente mehr", weiß die Tochter.
Janies sehnlichster Wunsch ist es, mit ihrem Vater in Freiheit Weihnachten feiern zu können. Doch dafür braucht es ein Weihnachtswunder. Und danach sieht es, nach allem was die Familie vom kubanischen Anwalt des Vaters weiß, nicht aus.
Titelfoto: Montage: privat, Eric Münch