Handball im Supermarkt: Warum dieser Verein jetzt in einer Netto-Filiale trainiert

Weinböhla (Sachsen) - Wegen Schimmels im Untergrund muss die Nassauhalle von Weinböhla umfassend saniert werden und ist monatelang außer Betrieb. Eigentlich eine Katastrophe für den örtlichen Handballverein. Doch die Mitglieder wurden kreativ - jetzt wird in einem Netto-Supermarkt trainiert.

Das war mal ein Netto. Jetzt trainiert hier der örtliche Handballclub.  © Stefan Häßler

Seit Kurzem veranstaltet der HSV Weinböhla genau hier sein Kinder- und Jugendtraining.

"Den Netto zur Sporthalle auszubauen, war eine spontane Idee", erzählt Jugendwart und Trainer Stephan Dettner (44). Dafür brachten er und Vereinskollegen Strom, Wasser und Heizung im stillgelegten Gebäude zum Laufen - ehrenamtlich und in Absprache mit dem Eigentümer.

Am meisten Arbeit machte das Zurechtschneiden des Hallenbodens auf Supermarktmaße. "Den Boden konnten wir wiederverwenden, weil ihn die luftgepolsterte Unterkonstruktion vor dem Schimmelpilz geschützt hat."

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Dettner kaufte früher häufig nach der Arbeit im Netto ein - jetzt lehrt er hier Handball, befinden sich Tore dort, wo damals Wurst und Käse zum Verkauf standen, rasen Kinder übers Spielfeld, wo einst Kunden an der Kasse Schlange standen.

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Geräteraum und Umkleidekabine wurden im Lebensmittellager eingerichtet.  © Stefan Häßler
"Hier zu trainieren, hat auch Vorteile", sagt Jugendwart Stephan Dettner (44).  © Stefan Häßler

Decke zu niedrig, um hohe Sprünge zu trainieren

Aktuell ist fast jeden Nachmittag Spielbetrieb im einstigen Netto. Hier zu sehen: die männliche D-Jugend beim Aufwärmen.  © Stefan Häßler

Von der Größe reicht die Netto-Halle mit einer Fläche von 36 mal 19 Metern fast an Handballfeld-Maße (40 mal 20 Meter) heran.

Selbst zwei Mittelpfeilern aus Beton, an denen sich vor Monaten noch Konserven- und Gemüseregale befanden, lässt sich Positives abgewinnen. "Wir haben sie mit Turnmatten verkleidet. So eignen sie sich, um Spielmanöver zu üben", so Dettner.

Manche Tücken hat das neue Handballfeld aber dennoch: Die Decke ist niedrig und erlaubt keine hohen Sprünge, der Boden federt nicht. Dennoch liebäugelt der Handballverein damit, die umgebaute Halle nach der Sanierung der Nassauhalle weiterhin zu nutzen.

Wegen Havarie geschlossen: Die Nassauhalle ist die eigentliche Heimstätte des Handballvereins.  © Stefan Häßler

Jugendwart Dettner: "Das würde unseren Trainingsbetrieb entspannen." Angespannt bleibt derweil die finanzielle Lage des Vereins - er bleibt laut Dettner vorerst auf Spenden angewiesen.

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