Halbleiter-Gipfel: So will Sachsen die industrielle Zeitenwende schaffen

Dresden - Die IG Metall schmiedet ein Branchen-Netzwerk für die deutsche Halbleiterindustrie.

Berichteten von der Halbleiterkonferenz für die IG Metall (v.l.): Stefan Ehly (40, Bevollmächtigter Dresden), die 1. Vorsitzende Christiane Brenner (56) und Jan Otto (43, Bevollmächtigter Berlin, r.). Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU, 2.v.r.) freute sich über den regen Austausch.
Berichteten von der Halbleiterkonferenz für die IG Metall (v.l.): Stefan Ehly (40, Bevollmächtigter Dresden), die 1. Vorsitzende Christiane Brenner (56) und Jan Otto (43, Bevollmächtigter Berlin, r.). Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU, 2.v.r.) freute sich über den regen Austausch.  © Petra Hornig

Bei einer bundesweiten Konferenz der Gewerkschaft in Dresden beteuerten am Mittwoch Sachsens MP Michael Kretschmer (48, CDU) und sein Wirtschaftsminister Martin Dulig (50, SPD) ihren Willen, die Erfolgsstory "Silicon Saxony" fortschreiben zu wollen - wenn auch mit unterschiedlichen Arbeits-Ansätzen.

"Die Halbleiterbranche ist für uns kein Neuland", stellte Christiane Benner (56) als Erste Vorsitzende der IG Metall zu Beginn klar mit Verweis auf jüngst erfolgreiche Tarifverhandlungen mit dem Berliner Unternehmen ASML (über 1800 Beschäftigte).

"Betriebliche Mitbestimmung und Tarifbindung sind auch in der Halbleiterindustrie und deren Zulieferunternehmen richtig und wichtig. Nur attraktive Arbeitsbedingungen werden Menschen motivieren, zu uns nach Sachsen zu ziehen", erklärte Wirtschaftsminister Dulig und funkte damit auf der Wellenlänge der Spitzenfunktionärin.

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Der künftige Bedarf an Fachkräften prägte die folgenden Debatten: In den nächsten Jahren entstehen hierzulande - gefördert mit öffentlichen Mitteln - in der Halbleiterbranche rund 10.000 neue Jobs.

Martin Dulig plädiert für attraktive Arbeitsbedingungen

Im Infineon-Halbleiterwerk in Dresden arbeiten gegenwärtig mehr als 3250 Menschen. Die Belegschaft wird weiter wachsen, denn der Betrieb erweitert gerade seine Produktion.
Im Infineon-Halbleiterwerk in Dresden arbeiten gegenwärtig mehr als 3250 Menschen. Die Belegschaft wird weiter wachsen, denn der Betrieb erweitert gerade seine Produktion.  © Jürgen Loesel/SMWA

Gleichzeitig gehen aber 400.000 Menschen in den Ruhestand. "Wer meint, mit nicht wettbewerbsfähigen und unattraktiven Arbeitsbedingungen neue Mitarbeiter zu finden, der ist auf dem Holzweg", so Dulig.

Tatsache ist aber, dass Sachsen in Deutschland zu den Ländern mit der geringsten Tarifbindung gehört. Selbst führende Chiphersteller wie Infineon zahlen in Dresden keinen Tarif, sondern sind bei den Vergütungen nur nah dran.

MP Kretschmer freute sich, dass die Gewerkschaft mit der Politik "Industriepolitik gemeinsam denkt". Er geht grundsätzlich mit, wenn es um gute Löhne für gute Jobs geht.

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Dass die Vergabe von Fördermitteln oder öffentlichen Aufträgen an Tariftreue oder andere Regeln geknüpft wird, lehnt er weiterhin strickt ab.

Sein Verweis an der Stelle: "Damit sind wir in diesem Land bisher gut gefahren."

Mehr Platz für Sachsens High-Tech-Zukunft gesucht

Neue Flächen für neue Industrie-Ansiedlungen: In Dresden und seinem Umland bereitet man viele Erschließungen vor.
Neue Flächen für neue Industrie-Ansiedlungen: In Dresden und seinem Umland bereitet man viele Erschließungen vor.  © IMAGO/Rene Traut

Sachsen ist auf dem Weg, Europas größer Halbleiter-Cluster zu werden. Die Entscheidung des taiwanesischen Halbleiterherstellers TSMC für Dresden beflügelt das Projekt.

Auf einer Standortkonferenz Mikroelektronik will der zuständige sächsische Minister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt (63, CDU), heute in Radebeul Bedarfe und Potenziale abklopfen.

Bauland für Gewerbe, Wohnungen, Infrastruktur, Verkehr: Die Landeshauptstadt sowie die Gemeinden im Norden von Dresden müssen an einem Strang ziehen, damit die Chip- und ihre Zulieferindustrie hier blühen kann.

Dabei gehen Radeberg, Ottendorf-Okrilla und Thiendorf voran. Sie haben bereits beschlossen, neue Gewerbegebiete zu erschließen.

Am Dienstagabend war Ministerpräsident Michael Kretschmer in Großenhain, um mit dem dortigen Stadtrat über die zukünftige Nutzung des alten Militärflughafens als Gewerbegebiet zu sprechen.

Er sagt: "Wir haben die Chance, jetzt hier Geschichte neu zu schreiben."

Titelfoto: Jürgen Loesel/SMWA

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