Leipzigerin wanderte aus und will nun Toskana wieder aufblühen lassen
Von Thomas Gillmeister
Lari/Leipzig - Kristina Schmidt (54) wagte vor 20 Jahren den Umzug in die Toskana. Der Liebe wegen. Inzwischen ist die zwar erloschen, doch die zum Landstrich zwischen Pisa und Florenz umso größer. Nun kämpft sie in der Corona-Krise um jeden Touristen.
Wenn Kristina Schmidt von der Terrasse ihres 300 Jahre alten Bauernhauses schaut, sieht sie Zypressen bis zum Horizont. Sie genießt auch heute noch jeden Abend den Bilderbuch-Ausblick in die menschenleere italienische Landschaft und verliert sich gern in ihr. Die Extraportion Romantik vor Augen kittet die Risse im Paradies unter südlicher Sonne. Denn die attraktive Leipzigerin ist allein.
Nicht ganz: Die drei Söhne Luca (13), Filippo (15) und Felix (23) halten sie auf Trab. Aber mit dem italienischen Mann an ihrer Seite hat sie sich auseinandergelebt. Mit ihm baute sich die selbstbewusste Sächsin ein neues Leben in der Toskana auf, gründete eine Familie.
Kristina Schmidt vermittelt an Urlauber traumhaft schöne Miet-Ferienhäuser mit einem Rundum-Sorglos-Paket. Zu ihm gehört beispielsweise ein exklusiver Einblick hinter die Kulissen der berühmten Nudelfabrik Martelli (die mit den gelben Verpackungen) in Lari. "Die Urlauber buchen nicht unpersönlich über ein Portal, sondern direkt bei mir. Ich bin auch immer vor Ort ansprechbar", zählt Kristina Schmidt die Vorteile auf. Viele Stammkunden schätzen das.
Anfang März: Corona-Pandemie macht Lari zu schaffen
Einige waren von den blühenden Landschaften so begeistert, dass die Urlauber für immer in Lari blieben.
Daraus entstand das Projekt "Leben mit Freunden in der Toskana". Das Ziel: "Es sollen sich neue Nachbarn ansiedeln, natürlich mit meiner Hilfe und meiner Erfahrung."
Denn mittlerweile ist die Sächsin eine Expertin für Toskana-Immobilien und verkauft auch Häuser. "Hier kann man noch echte Schnäppchen machen", meint sie. "Erst recht, wenn man handwerkliches Geschick hat."
Die dreifache Mutter hat es. Außerdem knüpfte sie im Laufe der Zeit ein dichtes Netz von verlässlichen Handwerkern, das auch ihren Kunden zugutekommt.
Es lief gerade so gut in Lari, als Anfang März Corona das süße italienische Leben im 1 000-Seelen-Örtchen zum Erliegen brachte. Alles musste schließen. Statt Touristen eroberte Angst die Gassen. Aber immer öfter durchbrach Musik die mystisch anmutende Stille. Frei nach dem alten italienischen Sprichwort "Canta che ti passa" (Sing bis es vorbei ist) versuchten die Italiener so ihre Angst zu besiegen.
Kristina Schmidt schrieb ein Buch während Corona
Kristina Schmidt zog sich mit ihren drei Jungs in ihr Haus zurück. Die Zeit der Entschleunigung nutzt sie fürs Schreiben. Denn die Leser ihres ersten Buches "Einmal Toskana und nie mehr zurück" möchten wissen, wie sich die starke Leipzigerin weiter in Lari behauptet. Zurzeit wird sie auf eine harte Probe gestellt. Sie möchte um jeden Touristen kämpfen.
"Urlaub im Ferienhaus ist ja sehr autark. Außerdem haben wir hier keine Corona-Fälle weit und breit. Wer möchte, kann stundenlang durch einsame Gegenden wandern", betont sie und ergänzt, dass die Bars und Restaurants wieder geöffnet sind und die Strände zum Baden einladen.
"Von Beginn der Pandemie an sind die Italiener hier sehr diszipliniert und halten die Sicherheitsstandards strikt ein", hat Kristina Schmidt die Erfahrung gemacht.
Nach den ersten Lockerungen zieht langsam wieder Leben ein auf der Piazza von Lari. Die Optimistin würde nun auch gern wieder Touristen aus Sachsen begrüßen.
"Wer weiß, vielleicht treffe ich dabei eine neue Liebe", hofft Kristina Schmidt. Und dann hätte sie auch gleich ein Happy End für ihr neues Buch…
Buchtipp: Kristina Schmidt: "Einmal Toskana und nie mehr zurück: La Dolce Vita in Lari". Das Buch kann man auch direkt über die Homepage bestellen.
Titelfoto: Bildmontage: JR Photography/privat