Großenhain hofft auf Tesla: Flugplatz soll Sachsens größtes Gewerbegebiet werden
Großenhain - Das ist eine echte Nummer: Im Industrie- und Gewerbegebiet Flughafen Großenhain wartet eine der größten zusammenhängenden Industrieflächen in Sachsen auf einen Großinvestor à la Tesla. Die Stadt hätte gegen eine Aufsplitterung auch nichts einzuwenden.
"Wir sind Stück für Stück auf der Zielgeraden", sagt der Großenhainer OB Sven Mißbach (42, parteilos). Eigentlich handelt es sich nur um ein Stück.
Aber das ist ganz schön mächtig: 230 Hektar, 145 davon sind bebaubare Fläche. Es ist ein Teil des traditionsreichen Flughafens, der momentan noch für den Flugbetrieb genutzt wird. Aber nicht mehr lange.
Der Freistaat, dem das Gelände gehört, arbeitet auf eine industrielle Großansiedlung hin. Geschätzter Grundstückswert: mindestens im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich. Geschätzter Mehrwert: unbezahlbar.
Wenn die Stadt den Bebauungsplan noch 2021 beschließt, ist das Gelände vermarktungsreif, sagt Martin Oberacher vom Zentralen Flächenmanagement des Freistaats.
Anfragen habe es bereits aus dem In- und Ausland gegeben, so Sven Mißbach, der sich einen Investor à la Tesla vorstellen könnte. "Wasserstofftechnologie vielleicht oder ein Batteriezellenproduzent."
Am Großenhainer Flughafen fehlt nur noch der Großinvestor
Gerade in diesem Bereich wird der Bedarf immens steigen. Stichwort: Elektromobilität. Erst am Freitag hat die EU eine aktualisierte Prioritätenliste für den Aufbau einer Batterieproduktion beschlossen. In Sachsen laufen bereits Projekte in Kamenz, Großröhrsdorf und Döbeln.
Eine Großansiedlung hat aber auch Nachteile. Gerät das Unternehmen in Schwierigkeiten, bricht die Gewerbesteuer in einem Stück weg.
Bei der Stadt könnte man sich deshalb auch eine Teilung des Grundstücks vorstellen. Mehrere Unternehmen, weniger Risiko. Aber allein wird der künftige Großinvestor ohnehin nicht sein.
Im Industrie- und Gewerbegebiet Flughafen siedeln bereits jetzt über 30 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Fehlt nur noch der Großinvestor.
Großenhainer Flugplatz hat bereits eine lange Geschichte hinter sich
Der Flugplatz ist keiner von vielen. Tatsächlich ist er einer der ältesten noch in Betrieb befindlichen Flugplätze in Deutschland.
Heute sind unter anderem Rundflüge möglich oder Segelfliegen. In den ehemaligen Flugzeughallen fertigt der Airbus-Zulieferer 3D ICOM.
Eine echte Attraktion ist das "Fliegende Museum", eine der größten Privatsammlungen historischer Flugzeuge in Europa. Auch als Drehort für Spielfilme ist das Areal mitunter gefragt.
1913 als Königlich-sächsische Militärfliegerstation gegründet, diente das Gelände nach 1945 als sowjetischer Militärflugplatz, ab 1993 als Zivilflugplatz.
Titelfoto: Eric Münch