Große Polizeikontrolle an der Grenze zu Bayern: Ab 5 Uhr war die Autobahn im Visier
Weischlitz/Oelsnitz - Die Grenzkontrollen nach Bayern kehrten für einen Morgen zurück.
Mit 55 Beamten unterstützten Zwickauer und Bereitschaftspolizei die Suche nach Flüchtlingen und Schleusern. Kontrollen gab es auf der A72, am Bahnhof Oelsnitz (Vogtland) und im Grenzgebiet.
Es war ein erster Versuch, der Bundespolizei bei ihrem aufreibenden Job an der Grenze zu helfen. Die Anweisung hatte Innenminister Armin Schuster (62, CDU) sachsenweit gegeben.
Polizeioberkommissarin Anne Gabriel (33) hatte auch alles vorbereitet - Einsatzkräfte, Einsatzorte, Konzept. Ihr Ziel: "Wir wollen Schleuser finden, um Menschen zu retten, die oft unter lebensgefährlichen Bedingungen durchs Land gekarrt werden."
Doch dann machten andere Beteiligte einen Strich durch die Rechnung. Der Parkplatz Großzöbern war nicht geräumt, sondern voller Laster. Spontan verlegte die Polizei die Kontrolle ab 5 Uhr auf die rechten Spuren der Autobahn.
Während sich auf der A72 ein fünf Kilometer langer Rückstau bildete, pickten die Beamten unter der Führung von Polizeioberrat Andreas Müller (52) scheinbar verdächtige Autos raus, "um den Kontrolldruck auf Schleuser und riskante Transporte zu erhöhen".
Kontrolliert wurde vom Kleinwagen bis zum Wohnwagen-Klo alles, was auf der A72 unterwegs war
Kurz vor dem frisch sanierten DDR-Wachturm Heinersgrün wurde klassenlos kontrolliert. Polnische Transporter, Laster aus der Ukraine, sogar ein Wohnmobilfahrer aus Chemnitz musste anhalten und die Chemie-Toilette öffnen.
Beifahrerin Martina Böttcher (70) war leicht verwirrt: "Solche Kontrollen müssen gemacht werden, aber wir fahren nur nach Bayern in den Urlaub."
Selbst ein Reisebus aus der Oberpfalz wurde gefilzt. Für Andreas Müller ergab das alles Sinn: "Platz für Flüchtlinge ist überall. In einem polnischen Krankenwagen fanden Kollegen sieben eingepferchte Syrer, in einem Laster auf der A14 versteckten sich fünf Flüchtlinge zwischen Teppichrollen. Mit unserem Einsatz verhindern wir keine illegale Einreise, retten aber vielleicht Leben."
Schleuser schnappte die Polizei an diesem Morgen nicht. Dafür einen unter Drogen stehenden Trucker (23) aus Polen.
Nahe der Polen-Grenze wurden Beamte fündig
Nicht nur an der Grenze zu Bayern hatte die Polizei Schleuser im Visier. Auf der A4 kurz vor Polen ging den Beamten ein Transporter mit polnischem Kennzeichen ins Netz, in dem sich 14 Syrer und Iraker befanden. Die beiden Fahrer (32, 38) waren Ukrainer.
An der Anschlussstelle Niederseifersdorf stoppten die Einsatzkräfte einen 23-jährigen Georgier in einem Mercedes Sprinter, der 30 Syrer transportierte, darunter zwei Kinder. Kurze Zeit später schnappte die Polizei dort einen weiteren Georgier (33) mit zehn Syrern in einem Audi Q3.
Nach einem Zeugenhinweis wurden die Beamten auch in Bautzen findig. Auf der Hoyerswerdaer Straße griffen sie sieben Syrer auf, die sich an der Straße aufhielten.
Kampf den Schleusern
Kommentar von Bernd Rippert
Der Druck auf die deutsche Grenze wird immer größer. Täglich findet die Bundespolizei Flüchtlinge in Ostdeutschland. Flüchten ist kein Verbrechen, das Schleusen hingegen schon.
310 unverantwortliche Schleuser fasste die Polizei allein im ersten Halbjahr in Sachsen. Und gefühlt wird die Lage immer schlimmer, werden die Schleuser immer skrupelloser.
Flüchtlinge liegen ungeschützt in Kofferräumen, eingepfercht auf Ladeflächen oder eingezwängt in der Ladung eines Lasters. Sie kauern unter Decken oder Körper an Körper. Flüchtlinge schweben bei solchen Transporten in höchster Lebensgefahr. Von menschenwürdigen Bedingungen ganz zu schweigen.
Gut, dass jetzt auch die Landespolizisten in Sachsen ausschwärmen, um Schleuser zu finden und ihnen das Handwerk zu legen. Der Fahndungsdruck muss steigen, damit den Gangstern der deutsche Boden zu heiß wird.
Der erste Kontrollversuch der Zwickauer Polizei auf der A72 war nicht erfolgreich. So wie zuvor bei den Chemnitzer Kollegen im Erzgebirge und Mittelsachsen. Die Polizei wird daraus lernen.
Titelfoto: Ellen Liebner