Polizei zu langsam: Sachse verfolgt sein geklautes Rad wochenlang per Handy-App
Görlitz - Der Görlitzer Ronny Otto konnte seinem mehrere Tausend Euro teuren Fahrrad über Wochen dabei zusehen, wie es zwischen einer Wohnung und einer Werkstatt in Polen hin- und herpendelte. Die Polizei unternahm laut Otto trotz Diebstahls-Anzeige zunächst nichts. Nun hat der Unternehmer Gewissheit.
Seit Mitte Mai ist Otto Fußgänger. "Schon einen Tag nach dem Diebstahl konnte ich mein Rad bei Breslau orten", erzählt er TAG24.
Otto hatte zwei "AirTags" in und an seinem über 6000 Euro teuren E-Bike versteckt. Eine App zeigt den Standort der modernen Ortungshilfe auf 200 Meter genau an.
Schon am nächsten Tag schlug diese 50 Kilometer weiter in einer Wohnsiedlung an, später am Tag in einem nahen Logistikcenter. "Der Dieb ist also mit meinem Rad zur Arbeit gefahren", so Otto.
250-mal will der Unternehmer den Standort an die Polizei in Görlitz übermittelt haben. Auch als die Ortungsgeräte auf Autobahnen und Bundesstraßen zwischen dem ersten und einem zweiten Logistiklager unterwegs waren.
Noch Anfang Juni sagte Otto zur SZ: "Die zuständige Beamtin reagiert nicht."
Was lief bei der Polizei schief?
Auf TAG24-Nachfrage skizziert Polizeisprecher Kai Siebenäuger die schwierige Grenzarbeit: Am Tag, als sie vom "AirTag" erfuhren, verständigte die Polizeidirektion das "Gemeinsame Zentrum der deutsch-polnischen Zusammenarbeit" in Świecko.
Von da kam noch am Abend die Meldung, man habe bei "Prüfungshandlungen vor Ort" nichts gefunden. Ende Mai übernahm wieder der hiesige Kriminaldienst.
Nach erneutem Hinweis Ottos am 11. Juni wurde eine deutsch-polnische Streife informiert. Doch der Standort nahe Breslau fiel nicht in deren Zuständigkeitsbereich, so der Sprecher. Die Soko Argus, auf Grenzkriminalität spezialisiert, übernahm.
Über eine Woche später fahndete die polnische Polizei erst aktiv, am 24. Juni war "fast sicher", dass das Rad weg ist.
Mittlerweile gibt es nun endlich Gewissheit: Die AirTags klebten längst nicht mehr am Rad. Sondern wasserdicht verpackt an einem Sattelschlepper.
Die Ortungsgeräte erhält Otto wieder. Doch leider bleibt der Unternehmer im Unklaren, wer nun mit seinem Rad zur Arbeit fährt ...
Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis, Privat