Nach 84 Jahren: Ein neuer Davidstern krönt die Synagoge in Görlitz
Görlitz - Fast 84 Jahre nach den Novemberpogromen hat die Synagoge in Görlitz am Montag wieder einen Davidstern bekommen.
In Anwesenheit des Sächsischen Ministerpräsidenten, Michael Kretschmer (47, CDU), des Oberbürgermeisters von Görlitz, Octavian Ursu (54, CDU), sowie Vertretern der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und des Landesverbandes wurde der über fünf Meter hohe, 1,60 Meter breite und mehr als 600 Kilo schwere Stern gegen 12 Uhr von einem Kran auf die Kuppel der Synagoge gesetzt.
Von dort hatten ihn Unbekannte am Morgen nach der Reichspogromnacht heruntergeholt: Unter dem Beifall Umstehender stürzte der Davidstern auf die Straße und wurde zertrümmert.
Die Synagoge selbst blieb in jener verhängnisvollen Nacht vom 9. zum 10. November 1938 zwar nicht verschont, jedoch wurde das Gebäude aufgrund des schnellen Einschreitens der Feuerwehr weniger stark beschädigt, als es bei zahlreichen anderen Synagogen der Fall war. Viele brannten komplett nieder.
"Wir haben uns viele Jahre lang um diesen Moment bemüht. Zuerst im Vorstand vom Förderkreis Görlitzer Synagoge, e.V. und später als Jüdische Gemeinde Görlitz", sagte Alex Jacobowitz (62), Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Görlitz, bereits im Vorfeld gegenüber TAG24.
"Ein historischer Moment"
Nun steht das religiöse Symbol des Judentums aus grauem Stahl auf dem Jugendstil-Gebäude. Es sei der "Schlussstein" der jahrelangen Sanierung der Synagoge, sagte Michael Kretschmer.
Octavian Ursu sprach seinerseits von einem einmaligen Ereignis: "Das ist ein historischer Moment und eine Herzensangelegenheit für unsere Stadt."
Dank Fördermitteln sowie Spenden wurde das Kulturforum Görlitzer Synagoge im Juli 2021 als Ort der Begegnung und des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Betrieb genommen.
14 Monate nach der feierlichen Eröffnung erfolgte mit Wiedererrichtung des Davidsterns ein weiterer Meilenstein für das Gebäude.
Der Stern sei während der Nazi-Zeit für die Mehrheit in Deutschland ein Fremdling gewesen, erklärte die Vorsitzende des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden, Nora Goldenbogen.
"Es bleibt zu hoffen, dass er nie wieder ein Fremdling werden wird." Zugleich bekräftigte sie den Wunsch, dass jüdisches Leben künftig wieder einen Platz in Görlitz haben wird.
Titelfoto: Robert Michael/dpa (2)