Glücksfall Adoption in Sachsen: Wie der kleine Julius ein neues Zuhause bekam
Pirna/Freital - In Sachsen werden wieder mehr Kinder adoptiert. Max (41) und Kathleen Mann (39, Namen geändert) aus der Nähe von Dresden haben diesen Schritt gewagt und nie bereut. Nun starten sie einen zweiten Versuch.
Ein nüchterner Beratungsraum im Jugendamt des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Freital: Der kleine Julius (neun Monate) patscht vergnügt mit beiden Händen auf die Tischplatte. Seine Augen folgen gebannt den Bewegungen der kleinen Hände. Dann hebt er den Blick und lächelt.
"Ich hatte mich eigentlich auf ein Mädchen eingestellt und schon alles in Rosa gekauft", sagt Kathleen Mann und lacht. Was es werden würde, konnte sie nicht wissen. Julius ist ein Pflegekind.
Was auf sie zukommt, war der gelernten Altenpflegerin und ihrem Mann Max, der beruflich als selbstständiger Unternehmer unterwegs ist, aber schon vorher klar. Mit Vincent (3) haben sie bereits ein Adoptivkind. "Uns war nur wichtig, dass die Kinder gesund sind", sagen sie.
Dass Vorschädigungen bei den Kindern vorliegen können, wussten sie aus den Schulungen durch Caritas Langer, die Familie Mann beim Jugendamt betreut.
"Beide Kinder machten gleich nach der Geburt einen Entzug durch, weil die leiblichen Mütter während der Schwangerschaft Crystal nahmen", erzählt die Betreuerin. Aber nicht deshalb hatte Papa Max schon bei der Adoption von Vincent große Vorbehalte. "Ich dachte, ich würde das Kind einfach nicht annehmen können", erzählt er.
Aber als der Kleine dann zum ersten Mal in seinem Arm lag, war das Eis gebrochen. Heute sind die beiden Jungs gesund.
Familie Mann hat drei Kinder und denkt über weitere Pflege-Kids nach
In Sachsen wurden 2020 insgesamt 115 Jungen und 130 Mädchen adoptiert. Das waren 28 Adoptionen mehr als im Vorjahr. 41 Kinder waren nach Angaben des Statistischen Landesamtes Kamenz im Alter von 6 bis unter 12 Jahren.
"Bei älteren Kindern ist das Risiko größer, dass es zwischen Kind und Eltern nicht klappt", weiß Caritas Langer aus Erfahrung. Für sie steht im Vordergrund, dass die Kinder gut aufgehoben, nicht dass die Eltern glücklich sind.
Glück ist relativ, bei Familie Mann ist es absolut. Denn auch der zehnjährige Kai, der leibliche Sohn der beiden Eltern, freut sich über den Familienzuwachs.
Noch Wünsche? "Ich denke schon manchmal daran, wie es wäre, noch ein Mädchen zu haben", sagt Mama Kathleen.
Kontakt Adoptionsvermittlungsstelle Freital: 03501/5152173.
Titelfoto: Eric Münch