Glück auf! Das "Steigerlied" gibt's jetzt auch zum Gucken
Dresden - Es ist die Hymne von Sachsen. Ein Ohrwurm mit 500-jähriger Tradition. Ein Bergmannslied, das über die Grenzen des Erzgebirges hinaus erklingt: das "Steigerlied". Das Singen des Steigerliedes wurde vor einem Jahr in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Grund genug, dass man das Lied nicht nur hören, sondern auch sehen kann. Ein Dresdner Künstler hat Sachsens heimliche Hymne jetzt formvollendet ins Bild gesetzt.
Den Auftrag dafür hatte der Freistaat höchstselbst erteilt. Der Dresdner Künstler Lars P. Krause (52) machte sich ans Werk und schuf einen ikonischen Bergmann mit Grubenlicht.
Das auf 100 Stück limitierte Kunstwerk in Siebdrucktechnik wurde am gestrigen Mittwoch in der Staatskanzlei vorgestellt.
Die ersten 50 Bergmanns-Grafiken erhielten all jene Sänger, Musiker und Tänzer, die im Rahmen der Kampagne "So geht sächsisch." das traditionelle Steigerlied auf ihre Weise interpretierten - von den Knirpsen der Freiberger Kita "Brummkreisel" bis hin zu den Dresdner Breakdancern der Gruppe "Saxonz".
MP Kretschmer: "Das Steigerlied ist unsere Nationalhymne"
Der Dirigent der Jungen Philharmonie Augustusburg, Pascal Kaufmann (31), komponierte sogar eine Fantasie zum Steigerlied.
"Das Steigerlied ist unsere Nationalhymne. Nichts, was wir heute in Dresden sehen, wäre ohne das Erzgebirge, ohne den Fleiß der Bergleute denkbar", betont MP Michael Kretschmer (48).
Das Geheimnis des Liedes sieht Museologe Heino Neuber (46) darin, dass es Regionen und Landschaften verbindet. "Unabhängig vom Bergbau umreißt es die drei wichtigen Themen Liebe, Licht und Leben."
Das Steigerlied berührt emotional - auch Lars P. Krause. "Es war mir eine besondere Ehre, den Steiger zu entwerfen, denn ich komme selbst aus dem Lausitzer Tagebau. Ich habe im Knappenroder Glück-auf-Revier Elektriker gelernt. Der Tagebau ist längst geschlossen - und viele werden ihm noch folgen, aber mein Steiger soll in den Gedanken bleiben ..."
Forscher enthüllt Historie von Sachsens heimlicher Hymne
Der Museologe Heino Neuber (46) vom Steinkohlenbergbau-Museum "KohleWelt" in Oelsnitz beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Steigerlied.
2020 widmete Neuber der Geschichte dieses sächsischen Volksliedes, das längst nicht mehr nur als heimliche Hymne des Erzgebirges gesungen wird, ein Buch: "Glück auf! Der Steiger kommt ...".
Darin geht Neuber den Ursprüngen des Liedes nach, die bis ins 16. Jahrhundert reichen. Sie finden sich bereits im Liederbuch "Etliche hubsche bergkreien / geistlich und weltlich zu samen gebracht", welches anno 1531 in Zwickau erschien.
"Der erste Beleg des ganzen Stückes ist in der Beschreibung einer Festveranstaltung nachzulesen, die 1678 in Schneeberg zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. abgehalten wurde", weiß Neuber.
Als eigenständiges Werk wurde es mit der ursprünglichen Zeile "Wache auff :/: der Steyer kömmt …" zuerst in dem um 1700 in Freiberg veröffentlichten "Berg-Lieder-Büchlein" abgedruckt. Die erste Erwähnung unter dem Namen "Steigerlied" datiert Neuber auf das Jahr 1905.
Die ersten drei Strophen zum Mitsingen
Das "Steigerlied" sollte jeder Sachse nicht nur kennen, sondern auch mitsingen können. Hier sind die ersten drei Strophen, die je nach Region auf bis zu sieben Strophen ausgeweitet werden:
Glück auf, Glück auf! Der Steiger kommt und er hat sein helles Licht bei der Nacht, und er hat sein helles Licht bei der Nacht schon angezünd', schon angezünd'.
Schon angezünd'! Das gibt ein' Schein. Und damit so fahren wir bei der Nacht, und damit so fahren wir bei der Nacht ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.
Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut' sein, die da graben das Silber und das Gold aus dem Schacht, die da graben das Silber und das Gold aus dem Schacht beim Lampenschein, beim Lampenschein.
Titelfoto: Ralph Kunz