Dresden - Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will: Die Gewerkschaften ver.di und GEW bliesen zum bezirksweiten Arbeitskampf. Bei herrlichem Frühlingswetter zogen am Freitag mehr als 2000 Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes (ÖD) in Sachsen auf die Straße. Was treibt sie an? TAG24 mischte sich unter Verwalter, Müllmänner und Erzieher.
Richard Auerbach geht es um bessere Arbeitsbedingungen, mehr Lohn, mehr Freizeit: "Es geht aber nicht nur ums Geld", sagt der 25-Jährige vom Umweltamt. Davon sei genug im System. Es werde nur an der falschen Stelle gespart.
"Die Politik beschließt ständig neue Gesetze", fügt Richards Tiefbauamts-Kollegin Susanne (41) hinzu, "ohne uns das nötige Personal und Geld dafür zu geben".
Ein Beispiel sei das Wohngeld. Durch Erleichterungen in der Gesetzgebung gehen immer mehr Anträge bei den Ämtern ein. "Aber es gibt immer weniger Personal, damit das ordentlich abgearbeitet werden könnte", so Susanne.
Mehr als 2000 Müllfahrer, Sachbearbeiter und Stadtentwässerer haben sachsenweit am Freitag gestreikt.
Neben der zentralen Demo in Dresden mit etwa 1000 Teilnehmern versammelten sich 1200 ÖD-Mitarbeiter in Leipzig. Die Dresdner Stadtreinigung streikt noch bis Sonntag. Wertstoffhöfe bleiben zu, noch volle Mülleimer an Häusern oder Parks werden nicht abgeholt.
Zukunfts-Sorgen plagen die Menschen
Im Tarifstreit mit Kommunen und Bund verlangen Gewerkschaften unter anderem acht Prozent mehr Gehalt, mindestens 350 Euro, Zuschläge für Überstunden, drei zusätzliche Urlaubstage.
Trotz klammer Kommunalkassen kommt eine Nullrunde nicht infrage. "Die kommunalen und Landeshaushalte können nicht auf dem Rücken der Beschäftigten saniert werden", sagte Sachsens GEW-Chef Burkhard Naumann (37) zu TAG24.
Hannes' (19) und Leons (18) Ausbilder droht die Pleite. Beide stecken im ersten Elektroniker-Lehrjahr bei den DVB, verdienen netto 900 Euro. "Davon kann man leben", sagt Hannes. "Weil man noch bei seinen Eltern wohnt", ergänzt Leon. Sie demonstrieren für 200 Euro mehr Bruttolohn. "Und eine garantierte Übernahme!" Das sei gerade jetzt wichtig.
Susanne Hoppe (36) ist Lehrerin am Förderzentrum. Sie demonstrierte für ihre Hort-Kolleginnen, für die sie sonst auch den ein oder anderen Spätdienst übernehmen müsse.
"Die Personalzahl muss unbedingt hoch. So kann erst die Arbeit, die überhaupt gemacht werden muss, auch ordentlich gemacht werden." So oder so gehöre das ordentlich entlohnt. Und schon gar nicht bei den Bildungsträgern gespart.