Gewalt an Schulen in Sachsen: Wenn Unterricht nur noch unter Polizeischutz geht
Leipzig - Nach der Pandemie ist die Zahl der Gewaltdelikte an sächsischen Schulen angestiegen. Krasseste Fälle: Im Leipziger Stadtteil Altlindenau prügelten im Februar schulfremde Angreifer einen Jugendlichen krankenhausreif. Im Juli vergangenen Jahres schnitten zwei 14-Jährige einem Mitschüler an einer Schule im Umland von Leipzig ein Hakenkreuz in die Haare.
"Tatsächlich ist es gar nicht so leicht, Delikte an Schulen herauszufiltern", erklärte der Sprecher der Leipziger Polizei, Olaf Hoppe (46).
Was er mit Sicherheit sagen kann, ist, dass die Zahl der Straftäter im Kindes- und im jugendlichen Alter in den letzten Jahren stark angestiegen ist. Registrierte die Leipziger Polizei 2020 noch 1710 Täter im Alter bis 17 Jahre, waren es im vergangenen Jahr 2400.
Dazu zählen aber auch Ladendiebstähle oder Sexualdelikte, wie sie 2021 um Umfeld der Sachsenbrücke im Clara-Zetkin-Park, einem beliebten Jugendtreffpunkt, aktenkundig wurden.
Kürzlich hatte das Landeskriminalamt Zahlen zu den Gewaltdelikten wie Bedrohungen, Nötigungen und Körperverletzungen an sächsischen Schulen veröffentlicht.
Die 2022 insgesamt 1976 registrierten Delikte bedeuten einen Anstieg um 55,8 Prozent im Jahresvergleich. Dabei dürfte es sich aber um Corona-Folgeeffekte handeln. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 betrug der Anstieg nur 3,8 Prozent.
Kultusminister Piwarz: Schule ist Spiegelbild der Gesellschaft
"Es gibt Schulen, die haben kein Problem, an anderen sind sie massiv", sagte Hoppe. Als an einer Schule die Probleme eskalierten, reagierte die Polizei mit Akutmaßnahmen: Fünf Beamte begleiteten einen Monat lang den Unterricht.
Eine andere Schule bestellte einen privaten Sicherheitsdienst. Brennpunktschulen im eigentlichen Sinnegebe es in Leipzig aber nicht, so Hoppe."Generell ist Schule nie losgelöst von dem, was in der Gesellschaft passiert", sagte Kultusminister Christian Piwarz (48, CDU).
Er bestätigte einen Anstieg - auch bei Taten mit rechtsextremem Hintergrund, wie das Zeigen des Hitlergrußes. Schulen forderte er auf, Vorfälle noch konsequenter zu melden, um mit entsprechenden Präventivmaßnahmen reagieren zu können.
Angesichts der hohen Schülerzahlen, aktuell sind es knapp 413.000, "glaube ich, dass die Schulen in Sachsen dennoch ein sicherer Ort sind", so Piwarz.
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