Gestern wurde in Leipzig getanzt: Drei Opernbälle in einem Bundesland - wer kann da schon mithalten?
Leipzig - Nach den pandemiebedingten Ausfällen gab es am Samstagabend in Leipzig erstmals wieder einen Opernball in Sachsen. Zum sechsten Mal übernahm Kim Fischer (53) die Moderation, als Top-Act spielte Alice Merton (29) ihre Hits. Tennis-Star Angelique Kerber (34), Natascha Ochsenknecht (58) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (47) zählten zu den Gästen. Auch Dresden (im März) und Chemnitz (im Mai) bereiten derzeit ihre "rauschende Ballnacht" vor. Anlass genug, Sachsens Opernbälle zu vergleichen.
Eintritt: In Dresden kostete der Sitzplatz 2020 zwischen 550 und 2380 Euro (Loge), in Chemnitz zwischen 250 und 550 Euro. In Leipzig war die Tischkarte am Samstag für 562 oder 687 Euro zu haben. Eine Flanierkarte (220 Euro, kein Sitz) gibt es auch in Dresden (320 Euro), nicht aber in Chemnitz.
Dresscode: Der Frack ist das offizielle Kleidungsstück für den Herrn, wobei ein Smoking ebenfalls korrekt ist. In Chemnitz duldet man auch noch einen dunklen Anzug. Für die Damen ist ein bodenlanges Abendkleid die übliche Ballgarderobe. Bei schulterfreien Kleidern werden Stola oder Schal aus Seide empfohlen.
Catering: Für das Drei-Gänge-Menü haben die drei Bälle langjährige Partner. Gerd Kastenmeier aus Dresden servierte am Samstag zum elften Mal in Leipzig. In der Semperoper schwingt Stefan Hermann (bean&beluga) den Kochlöffel, im Chemnitzer Theater kredenzt Roland Keilholz (Restaurant alexxanders) seit 15 Jahren Erlesenes.
Sehen und Gesehenwerden, Debütanten-Paare und Skandale
Bedeutung und Glamourfaktor: Wer von einem Opernball spricht, meint Wien. Der stellt alle in den Schatten. Danach dürfte aber die Semperoper vorsichtig die Hand heben. Die Schönen und Reichen der ganzen Republik schätzen hier das "Sehen und Gesehenwerden". Die 100 Debütanten-Paare und die Open-Air-Veranstaltung rechtfertigen auch TV-Live-Übertragungen. Für Skandale sorgt die Jury gern mit ihrer eigensinnigen Preisverleihung. Mit dem Export des Dresdner Opernballs nach St. Petersburg oder Dubai geht man auch mit Diktaturen auf Tuchfühlung.
Nach Leipzig schicken die Boulevardmagazine und die Klatschpresse ebenfalls ihre Reporter. Hier treffen sie aber vornehmlich auf die High Society aus dem MDR-Gebiet. Wegen der allgegenwärtigen Präsenz des Hauptsponsors spricht der Leipziger auch abfällig vom Porsche-Ball.
In Chemnitz schätzen die Stammgäste - hauptsächlich aus dem Regierungsbezirk - den Charme der familiären Atmosphäre beim kleinsten Opernball Sachsens.
Titelfoto: Tobias Koch