Waldheim - Bahnt sich da Zoff an? Die Landesdirektion hat angekündigt, die aktuelle Asylunterkunft des Landkreises Mittelsachsen im Waldheimer Ortsteil Massanei (250 Einwohner) auszubauen. Das Landratsamt wäre gern vorab in die Planungen einbezogen worden. Im Rathaus laufen indes die Telefone heiß, weil die Bürger Vorbehalte und Ängste haben.
"Die Information hätte ich mir ein Stück weit eher gewünscht", sagt Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst (62, FDP), der am 7. Januar von der Landesdirektion unterrichtet wurde.
Richtig sauer ist Lothar Beier (66, CDU), der bis zur Wahl am Sonntag den Landrat vertritt. "Nachdem wir kurz vor Weihnachten erfahren haben, dass ein Verkauf an das Land entschieden ist, baten wir am 23. Dezember kurzfristig um einen persönlichen Gesprächstermin. Dieser blieb aus."
Nach einer Sondersitzung des Stadtrats verbreitete sich die Nachricht am vergangenen Freitag dann wie ein Lauffeuer. Seitdem ist der Bürgermeister "nur noch am Telefon". Es gebe Unterstützungsangebote, vor allem kämen die Menschen aber mit ihren Sorgen und Ängsten, so Ernst.
Auf der Straße angesprochen, reagieren die Menschen ablehnend, ihre Namen wollen sie schon gar nicht in der Zeitung lesen. Die Ukrainer hätten schon die Netze des benachbarten Sportplatzes kaputtgemacht, sagt einer und winkt ab. Rund 170 Bewohner leben aktuell in der Unterkunft, neben Ukrainern nach Auskunft des Landratsamtes auch je drei russische und venezolanische Staatsbürger und ein paar Syrer.
Bis 31. März noch, dann müssen sie in private Unterkünfte umziehen, irgendwo im kleinen Dorf Massanei oder im übrigen Stadtgebiet.
Informationsveranstaltung für Anwohner geplant
"Wir sind nicht gegen Ausländer", sagt eine Frau (61) am Telefon. Aber eine so große Einrichtung für einen so kleinen Ort, das gehe gar nicht. "Wie muss man sich das vorstellen, da sind dann noch zwei deutsche Kinder in der Klasse. Und der Rest?", fragt sie und glaubt, die Antwort zu wissen.
Wie die Landesdirektion inzwischen selbst öffentlich gemacht hat, soll die Asylunterkunft bis Herbst zur Erstaufnahmeeinrichtung mit bis zu 500 Plätzen ausgebaut und anschließend von einer Firma betrieben werden.
Damit wäre das ehemalige AOK-Bildungszentrum, neben Chemnitz (700 Plätze) und Schneeberg (aktuell 560 Plätze), die dritte große Unterkunft in der Region. In Leipzig gibt es drei (2200 Plätze), in Dresden (820 Plätze) zwei große sogenannte Regelunterkünfte.
Bei der Landesdirektion kann man den Ärger im Freiberger Landratsamt nicht nachvollziehen. Schon vor der offiziellen Information sei der Landkreis "vertraulich über das grundsätzliche Kaufinteresse des Freistaates in Kenntnis gesetzt worden", heißt es auf TAG24-Anfrage.
Sobald der Kaufvertrag und die organisatorischen Fragen geklärt seien - voraussichtlich nach den Sommerferien - sollen auch die Anwohner zu einer Informationsveranstaltung eingeladen werden.