Geld fehlt, Betriebskosten explodieren: Sachsens Wohngenossen fürchten die Zukunft
Dresden - Günstige Bleiben, die allen gehören: Jeder fünfte Mieter in Sachsen lebt in einer Genossenschaftswohnung. Doch Krisen, Krieg und Inflation machen auch nicht vor dem Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) halt. VSWG-Vorstand Mirjam Philipp wird es "angst und bange, wenn das so weitergeht".
Neubau, Modernisierung und auch die Instandhaltung von mehr als 295.000 Wohnungen im Freistaat mussten im vergangenen Jahr zurückstecken.
Dem VSWG fehlten rund 75 Millionen Euro dafür - und das, obwohl man 33,1 Millionen Euro mehr als im Corona-Jahr davor ausgab. Der Grund: Die Baupreise sind laut Philipp um rund 20 Prozent gestiegen. "Wir haben mehr ausgegeben, aber weniger dafür bekommen", so die VSWG-Chefin.
Während die Kaltmieten mit einem Plus von 15 Cent relativ günstig blieben (5,31 Euro/m2), explodierten die Betriebskosten. Die stiegen um 24,4 Prozent auf 2,80 Euro pro Quadratmeter.
Damit springen die Wohnkosten auf durchschnittlich 478 Euro pro Monat - 42 Euro mehr als im Jahr zuvor.
Philipp: "Im Elfenbeinturm Berlin wird nur in Einfamilienhäusern gedacht"
Das sei nur ein Vorbote, da gerade die Heizkosten aus Verträgen resultieren, die vor dem Ukrainekrieg geschlossen wurden. "Die Situation wird sich eher verschlechtern", sagte Sven Winkler, Betriebswirt der VSWG.
Mit Blick auf die Vorhaben der Bundesregierung, zum Beispiel Energiespar-Verordnungen, wurde Philipp deutlich: "Im Elfenbeinturm Berlin wird nur in Einfamilienhäusern gedacht."
Die eigentlich "gute grüne Idee" würde durch die "ideologische Unterwanderung" zerstört. Um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen, würden 18 Milliarden Euro fällig - also knapp 800 Millionen jedes Jahr.
"Mit dieser Perspektive schaffen wir bezahlbares Wohnen nicht mehr", so die VSWG-Chefin.
32,5 Millionen Euro für Studentenbuden
WG gesucht: Mit dem 32,5 Millionen Euro umfassenden Programm "Junges Wohnen" wollen Bund und Land mehr Wohnraum für Studenten schaffen.
Laut Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (44, CDU) steht Leipzig mit seinen 40.000 Studierenden dabei im Mittelpunkt. In der Messestadt wird bereits nach einem geeigneten Grundstück für den Neubau eines Wohnheims gesucht.
Studis zahlen in Leipzig im Schnitt 365 Euro für ein WG-Zimmer. Laut einer Analyse des Moses-Mendelssohn-Instituts sind das 45 Euro mehr als noch vor einem Jahr - ein Anstieg um 16,3 Prozent.
Doch auch in anderen sächsischen Hochschulstädten hätten's Studenten schwer. In Dresden zahlen sie demnach 345 Euro für ihr Zimmer - und damit 27 Euro mehr.
In Chemnitz stieg der Durchschnittspreis um 17 auf 253 Euro, in Freiberg und Mittweida auf 263,50 Euro pro Monat.
Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis, Thomas Türpe