Gehen Sachsens Landtag jetzt die Frauen aus? Drei Abgeordnete wollen nicht mehr
Dresden - Drei prominente Parlamentarierinnen kündigen an, 2024 nicht wieder für den Landtag kandidieren zu wollen. Sie setzen damit Achtungszeichen. Ihre Abgänge werfen aber auch Fragen auf: Wie gut sind Sachsens Frauen künftig im Parlament repräsentiert?
"Ich bin im September 2001 in den Landtag nachgerückt und fühle mich jetzt ausgelaugt. Darum werde ich nicht wieder kandidieren. Ich bleibe danach politisch aber weiter aktiv und konzentriere mich auf die antifaschistische Arbeit - ohne den kräftezehrenden Parlamentsbetrieb im Rücken", sagt die Rechtsextremismus-Expertin Kerstin Köditz (55, Linke).
Mit Andrea Dombois (64, CDU) wird das Parlament seine langjährige Vize-Präsidentin verlieren. Sie sagt: "Ich gehöre seit 34 Jahren dem Parlament an. Ich liebe den Job, habe ihn stets mit Begeisterung gemacht. Aber es gibt auch ein Leben nach dem Abgeordneten-Beruf."
Dombois gab bereits Ämter ab, fördert aktiv den parlamentarischen Nachwuchs.
Ebenso ihre Fraktionskollegin Ines Springer (66). Sie vertritt seit 2009 den Zwickauer Wahlkreis und tritt nächstes Jahr nicht erneut an.
Diese drei Parlamentarierinnen hören zum Ende der Legislaturperiode auf
Zu wenig Frauen im Landes-Parlament: Hat Sachsens Landtag ein strukturelles Problem?
Sachsens Landtag zählt bundesweit zu den Parlamenten mit einer der niedrigsten Frauen-Quoten (27,7 Prozent), gleichauf mit Rheinland-Pfalz und vor Schlusslicht Bayern.
Hat Sachsen ein strukturelles Problem, das mit einer festgesetzten Frauen-Quote gelöst werden kann?
Der Politikwissenschaftler Dr. Hendrik Träger (41) von der Universität Leipzig ist kein Freund von Geschlechter-Quoten.
Aus seiner Sicht überwiegen die Nachteile bei derartigen Regelungen: "Grundsätzlich möchte niemand wegen einer Quote ein Mandat oder Amt haben. Besser wäre es, wenn die Parteien intern Frauen noch stärker fördern würden."
Die sogenannte "Ochsentour" durch die Partei-Instanzen nach oben schreckt ambitionierte junge Frauen heute ab, denn sie kostet viel Zeit. Zeit, die Frauen lieber in ihre Familie, die berufliche Karriere oder zivilgesellschaftliches Engagement jenseits von Parteien investieren.
Träger: "Die Parteien haben das Problem auf der Agenda. Aber sie bewegen sich bei strukturellen Reformen nicht wie Schnellboote, sondern wie schwerfällige Tanker."
Gleichstellungsministerin Meier will mehr Frauen in die Parlamente holen
Sachsens Gleichstellungsministerin Katja Meier (43, Grüne) lädt am 4. März anlässlich des internationalen Frauentages in den Landtag zu einer Festveranstaltung unter dem Motto: "Mehr Frauen in die Parlamente - Chancengerechtigkeit bei politischen Mandaten".
Die Ministerin will dort für politisches Engagement werben.
Als Rednerinnen werden Bundestagspräsidentin a.D. Prof. Dr. Rita Süssmuth (86, CDU) und die Oberbürgermeisterin der Stadt Niesky, Kathrin Uhlemann (45, parteilos), erwartet.
Anmeldung ist nur noch bis Dienstag möglich: buergerbeteiligung.sachsen.de
Titelfoto: Montage: Ove Landgraf, dpa/Kristin Schmidt, Eric Münch, PR