Freundin und Kind bleiben hier: Russischer Dissident aus Sachsen abgeschoben
Schwarzenberg - Neuer Wirbel um eine Abschiebung aus Sachsen. Nach Angaben des Landtagsabgeordneten Frank Richter (62, SPD) wurde der russische Dissident Roman Dolgow nach Schweden ausgewiesen.
Richter spricht von einer "Ungeheuerlichkeit". Der Umwelt- und Friedensaktivist Dolgow habe hier nicht nur mit seiner Lebensgefährtin ein Kind, sondern unterrichte auch an einer Schule in Schneeberg (Erzgebirgskreis) ukrainische Flüchtlingskinder.
Zwar sei die Abschiebung nach dem Dublin-Verfahren "korrekt" erfolgt. Das Verfahren prüft, ob ein Asylsuchender bereits anderswo Asyl beantragt hat und über welches Land er eingereist ist.
"Aber Deutschland könnte jederzeit aus humanitären Gründen eine Selbstverfassung vornehmen." Damit falle Dolgow nicht unter die Dublin-Regeln. Schließlich sei der Russe in seiner Heimat im Lager inhaftiert gewesen und wäre in Sachsen integriert.
Der Betroffene schildert den Moment der Abschiebung in einer E-Mail an seine Partnerin so (Übersetzung):
"Gestern um Mitternacht klingelte es an der Haustür. Ich habe geschlafen. Ich öffnete die Tür - es gab eine Abteilung von Polizisten - 6 (sechs!) bewaffnete Polizisten - auf der Veranda und im Hinterhof. ... Ich bekam einen Ausweisungsbefehl. Ich hatte 15 (!!!) Minuten Zeit, um alles zu packen, einschließlich Laptop, Computerzubehör und Dokumente, und alle Hausarbeiten zu erledigen. … Als wir - Arctic30 - vom Murmansk-Gefängnis in das Gefängnis 'Crosses' in St. Petersburg verlegt wurden, wurden wir 12 Stunden im Voraus davor gewarnt …".
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