Fremd im eigenen Körper: Wie dieser Palucca-Schüler zum Mädchen wurde
Altenberg - Zu dick oder zu dünn, zu groß oder zu klein: Viele Menschen fühlen sich in ihrem Körper nicht wohl. Manche möchten das ändern und trainieren, schminken oder tätowieren sich. Aber was, wenn das eigene Geschlecht und die dazugehörigen Körperteile einem Menschen fremd und sogar eklig erscheinen?
Mit elf Jahren merkte Jeremy als Internatsschüler der renommierten Palucca-Hochschule für Tanz, dass er auf andere Gedanken kommt als seine Mitschüler: "Ich fühlte mich irgendwann eingeschüchtert in der Garderobe, im Training mit den Jungs hatte ich Hemmungen." Heute ist Jeremy 16 Jahre alt und heißt Lilith.
Zunächst dachte Lilith, sie sei homosexuell. Per Brief an die Eltern und als Statusmeldung im Internet outete sich der damals 13-jährige Jeremy als schwuler Junge.
Aber nur kurze Zeit später der nächste Wandel: "Ich war mir dann sicher, dass ich gar nicht schwul bin, sondern ein Mädchen, das Jungs liebt", sagt Lilith entschieden am Tisch der Eltern im beschaulichen Bärenstein.
An diesem Tisch sitzen die größten Unterstützer und Kritiker des Lebenswandels ihres Kindes.
Sobald sie kann, will Lilith nach Dresden ziehen
"Wir haben es immer gewusst! Jeremy wollte nie mit Autos spielen, stand nie an einer Baustelle und hat den Baggern zugeschaut", erinnert sich der US-amerikanische Papa Michael Weiland (61).
Mutter Mandy (43): "Es wird nicht nur Zuspruch geben. Vor allem nicht bei uns auf dem Land."
Lilith wurde beschimpft, mit Eiszapfen beworfen, durfte auf Klassenfreizeiten weder bei den Jungs noch bei den Mädchen schlafen. Gleichzeitig folgen ihr mehrere Tausend Anhänger im Internet.
"Ich mache eine Hormontherapie. Die Operation folgt, sobald ich volljährig bin. Erst mal ziehe ich nach Dresden. Da sind die Leute toleranter", sagt Lilith mit Blick in ihre Zukunft, der vollen Unterstützung ihrer Eltern gewiss.
Titelfoto: Eric Münch