Freizeitpark vom Opa geerbt: So will die Enkelin das Lebenswerk fortführen
Sebnitz - Voller Tatendrang will sie das Lebenswerk ihres Opas in die heutige Zeit überführen: Juliane Matthes (36), die Enkelin von Sauriervater Franz Gruß (†75), möchte neue Impulse in den Urzeitpark Sebnitz hineinbringen. Als Marketingchefin weiß sie, dass sich die Ansprüche der Besucher gewandelt haben. Wo früher noch reine Ausstellungsobjekte genügten, braucht es mittlerweile Interaktivität und Beschäftigungsmöglichkeiten.
"Ich möchte einen Freizeitcharakter mit einem Mix aus Wissen und Spaß etablieren", sagt Matthes. Dafür sollen Erklärtafeln digitalisiert und mit Videos verknüpft werden. Zudem ist für das kommende Jahr ein Wasserspielplatz in Planung.
"Auch Schnitzeljagden, Events und ein Imbissangebot kann ich mir gut vorstellen", so die 36-Jährige.
Zuletzt fand zum Saisonauftakt Ende März mit dem "Urzeitlichen Leuchten" eine besondere Aktion statt, bei der Licht- und Audio-Effekte in der Dunkelheit kombiniert wurden.
"Über eine Woche konnten wir am Abend alleine 3000 Besucher anziehen", freut sich Matthes. Sonst würde sie pro Woche nur 500 Gäste verzeichnen. Eine solche Installation soll daher noch in diesem Jahr wiederholt werden.
Das Potenzial der Anlage ist groß: Tier- und Urmensch-Plastiken sorgen für Begeisterung bei Groß und Klein. Ein Rundgang beweist zugleich, wie detailgetreu Gründer Franz Gruß modellieren konnte. "Ihm war es wichtig, die Welt noch breiter und kreativer darzustellen", sagt Matthes. In erster Linie sollte es um Wissensvermittlung gehen.
Im Urzeitpark von Sebnitz gibt es so einiges zu bestaunen
Franz Gruß erschuf unzählige große und kleine Skulpturen
Gruß entdeckte sein Talent bereits mit zwölf Jahren, absolvierte später Ausbildungen zum Dekorationsmaler und Bildhauer.
"Ihn faszinierten die Urzeittiere. Er wollte sie wieder zum Leben erwecken und studierte daher Lexika", erzählt die 36-Jährige. Erste Exemplare entstanden 1978 in seinem Privatgarten in Großwelka. Da die Ergebnisse überzeugten, baute der Künstler weiter - fortan in Originalgröße. "Am Anfang war es Hobby, doch es wurde immer mehr."
Die Vielzahl an beeindruckenden Geschöpfen erregte Aufmerksamkeit. Nachbarn und Fremde kamen bei Gruß im Garten vorbei und betrachteten die Objekte.
"Er hat damit kein Geld verdient. Meine Oma hielt ihm mit ihrer Nachtarbeit im Krankenhaus finanziell den Rücken frei", so Matthes.
Aus der Not wurde ein neuer Park geboren
Schließlich bekundete auch die Gemeinde Kleinwelka ihr Interesse.
Ein Urzoo sollte errichtet werden. Doch Gruß war dagegen, wollte lieber weiterhin der Wissenschaft dienen. "Da ihm mit Enteignung gedroht wurde, musste er sich umentscheiden", berichtet seine Enkelin.
Also baute er ab 1981 im neu eröffneten Park seine Figuren. Sie sorgten innerhalb kürzester Zeit für große Beliebtheit. Bis heute können Besucher den Saurierpark besichtigen - mittlerweile unter Leitung der Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft Bautzen (BBB).
Acht Jahre lang war Gruß im Kleinwelkaer Park angestellt. Als man ihm die Freiheiten beim Bauen entzog, schied er aus und wirkte fortan in seinem Garten weiter. Doch irgendwann fehlte es an Platz. So schaute sich der Modelleur nach einem neuen Grundstück um und wurde schließlich an der tschechischen Grenze fündig.
"Es handelte sich um ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück in ruhiger Lage mit Bachlauf - also ideale Bedingungen", erzählt Matthes.
Urzeitpark Sebnitz bald 30 Jahre alt
Der Kauf stand somit fest, im Jahr 1996 folgte die Eröffnung des Urzeitparks Sebnitz.
Dafür ließ Gruß einen Teil der erschaffenen Kreaturen aus seinem Garten zum erworbenen Gelände transportieren. "Eine Riesenkrake musste zerlegt und dann hier im Urzeitpark wieder zusammengebaut werden", erinnert sich die 36-Jährige. Mittlerweile können Besucher über 400 Plastiken bestaunen.
Gruß selbst gestaltete den Park über zehn Jahre mit. Dann bekam er die Diagnose 'Blutkrebs' gestellt. "Er hat sich davon nicht unterkriegen lassen, baute sogar noch weiter", sagt die Enkelin.
Am 30. Oktober 2006 verstarb Franz Gruß in Bautzen.
Der Familie bleiben die Erinnerungen und das Erbe ihres Sauriervaters. "Aktuell leitet meine Mutter die Geschäfte. Perspektivisch werde ich den Betrieb übernehmen", erklärt Matthes.
Für sie ist klar: "Ich möchte den Mehrwert im Park steigern, damit wir künftig noch mehr Familien erreichen können."
Was ist los in Sachsens Dino-Welten?
Am 1. und 2. Juni wird im Urzeitpark Sebnitz gefeiert. Dann steht das Kindertagswochenende an. Für die kleinen Besucher heißt das: freier Eintritt!
Auf dem Programm stehen Reiten, Basteln und Schminken. Zudem können Besucher beim "Schaumodellieren" live erleben, wie eine Plastik entsteht.
• Eintritt regulär: 7 Euro (Kinder ab 4 Jahren/Erwachsene)
• Öffnungszeiten: täglich (bis 31. Oktober) von 10 bis 17 Uhr
• Infos: www.urzeitpark.com
Im Saurierpark Kleinwelka warten gleich zwei Neuheiten. Bei der "Ranch-Rallye" müssen zehn Dino-Helden gefunden werden. Eine "Quiz-Safari" stellt kleine und große Entdecker mit kniffligen Fragen auf die Probe.
• Eintritt: 17 Euro (Kinder ab 4 Jahren/Erwachsene)
• Öffnungszeiten: täglich (bis 3. November) von 9 bis 18 Uhr
• Infos: www.saurierpark.de
Titelfoto: Montage: Eric Münch, Marko Förster