Tod auf Raten? Solarmodulhersteller leitet Schließung des Freiberger Werkes ein
Dresden/Freiberg - Der Solarmodulhersteller Meyer Burger will seine Produktion in Freiberg schon ab März schrittweise herunterfahren. 500 Mitarbeiter würden ihre Jobs verlieren. Die Empörung ist groß. Doch eine letzte Chance bleibt.
Diese knüpft sich an die sogenannten Resilienzboni, also an staatlich geförderte Zuschüsse für Käufer von Solarmodulen, die in Europa hergestellt wurden.
Hintergrund: China flutet die europäischen Märkte schon seit Monaten mit Billig-Produkten. Solarmodule und Wechselrichter aus europäischer Herstellung haben dagegen preislich keine Chance.
Eigentlich sollte der Bundestag über die Boni bereits in dieser Woche entscheiden, vertagte den Beschluss wegen des Widerstands der FDP aber auf Ende März.
Mit einem positiven Beschluss würden die Beschäftigten des "Meyer Burger"-Werks in Freiberg ab April in Kurzarbeit gehen, das Unternehmen das Kurzarbeitergeld aufstocken. "Wenn nicht, müssen wir die Produktion einstellen, um Schaden von unserem Unternehmen abzuwenden", so Geschäftsführer Gunter Erfurt (58).
Schon im März sollen dazu die ersten Schritte unternommen werden. Kurzarbeitergeld sei vorerst bis September beantragt.
MP Kretschmer kritisiert Bundesregierung: "Es ist unerträglich"
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) reagierte mit klaren Worten. "Es ist unerträglich, dass trotz Solar-Boom die deutsche Industrie so in Bedrängnis gerät", schrieb Kretschmer auf Facebook.
Linken-Landes-Chef Stefan Hartmann (51) sieht die Bundesregierung in der Pflicht und forderte gezielte Investitionen in Zukunftstechnologien.
Die Werke in Hohenstein-Ernstthal (300 Mitarbeiter) und in Thalheim in Sachsen-Anhalt (350 Mitarbeiter) seien von den Plänen nicht betroffen, erklärte Erfurt. Mit den Bereichen Forschung und Entwicklung bilde Hohenstein-Ernstthal das "Herz des Unternehmens".
Meyer Burger baut derzeit zwei neue Werke in den USA und wirbt bei Investoren um eine Kapitalerhöhung. Das Unternehmen hatte wegen der Wettbewerbsverzerrung im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben einen Verlust von rund 126 Mio. Schweizer Franken eingefahren.
Die genauen Zahlen sollen am 14. März bekannt gegeben werden.
Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa