Nach Rodungen in Mittelsachsen: Umweltschützer verklagen Landrat Neubauer
Niederwiesa/Freiberg - Großflächige Baumfällungen im Naturschutzgebiet Lichtenwalde bescherten Landrat Dirk Neubauer (52, parteilos) eine Dienstaufsichtsbeschwerde, die der Naturschutzverband Sachsen beim Sächsischen Innenministeriums einreichte.
"Hier wird Kahlschlag in der Brutzeit betrieben, in einem Gebiet, das als Naturschutz- und FFH-Gebiet sowie Lebensraumtyp den höchsten Schutzstatus hat", sagt Verbandsvorsitzender Tobias Mehnert (62).
"Das Landratsamt Mittelsachsen hat die Abholzungen ohne eine notwendige Verträglichkeitsprüfung genehmigt. Außerdem wurde Naturschutzverbänden die Akteneinsicht durch Herrn Neubauer verweigert."
Betroffen ist das Naturschutzgebiet "Zschopautalhänge bei Lichtenwalde" und das FFH-Gebiet Zschopautal, in dem unter anderem die stark gefährdete Mopsfledermaus vorkommt. Das Landratsamt hatte "Maßnahmen der Holzernte und Verkehrssicherung sowie zum Ausbau des forstwirtschaftlichen Wegenetzes im Waldbestand" genehmigt.
Am sogenannten Butterberg unterhalb von Schloss Lichtenwalde wurde fast der gesamte Hang abgeholzt. "Von sechs Hektar sind rund vier Hektar bereits weg", so Mehnert. "Die aktuellen Arbeiten im FFH-Gebiet sind zur Gefahrenabwehr unbedingt notwendig", teilte das Landratsamt am Mittwoch auf TAG24-Anfrage mit und verwies bezüglich der Dienstaufsichtsbeschwerde auf ein "schwebendes Verfahren".
Die Naturschützer hatten den Landrat im Vorfeld zu einer Vor-Ort-Begehung eingeladen, die aus terminlichen Gründen abgesagt wurde. "Er schreibt zwar Bücher über Bürgernähe, aber wenn es ganz praktisch um Dialog geht, passen Anspruch und Form nicht zusammen", schimpft Mehnert.
Titelfoto: Kristin Schmidt