Letzte Schicht unter Tränen: Hier tragen Arbeiter ihre Firma zu Grabe
Freiberg - Ein Sarg, Kreuze, Umarmungen und viele Tränen - im Freiberger "Mahle"-Werk sind am Freitagmittag die Lichter für immer ausgegangen. Damit starb am Standort Bobritzsch-Hilbersdorf (Mittelsachsen) eine Produktionsgeschichte, die 1935 begann.
Unter den 80 Betroffenen war Sandy Küttner. Die 43-Jährige arbeitete seit 2014 im Werk. "Mir wird vor allem die Gemeinschaft fehlen", sagte sie tieftraurig. Einen solchen Zusammenhalt habe sie bei einer anderen Beschäftigung vorher im Westen nicht erlebt.
Bereits seit 1977 war Hans-Peter Richter dabei. Der heute 60-Jährige begann als Lehrling im Vorläuferbetrieb. Wie die Kollegen hat er das Jahr seines Betriebseintritts mit Kreide auf einem der Kreuze vermerkt.
"Das ist ein bitteres Ende", sagt Anne Zeumer (42) von der IG Metall. Man habe alles versucht, sogar neue Konzepte entwickelt. Am Ende ohne Erfolg. Immerhin seien gute Abfindungen vereinbart worden, und die Kollegen würden sicher bald Nachfolge-Jobs in der Region finden.
Die "Mahle"-Zentrale in Stuttgart bat um Verständnis für die Schließung und verwies auf aktuelle "Anpassungsbedarfe, die sich aus dem technologischen Wandel in der Automobilindustrie und aus Prognosen für die weitere Entwicklung der Absatzmärkte ergeben".
Für den Standort Freiberg habe es keine Perspektive für eine wirtschaftliche und nachhaltige Aufstellung gegeben, hieß es auf Anfrage.
Nach eigenen Angaben gehört die Firma zu den weltweit führenden Erstausrüstern im Bereich der Motorkühlung und Fahrzeugklimatisierung.
Titelfoto: Kristin Schmidt