Im April könnte Schluss sein: Solarhersteller will sächsisches Werk schließen
Dresden/Freiberg - Mit der Energiekrise drohten die Auftragsbücher der sächsischen Solarmodulhersteller 2022 überzulaufen. Nun scheint die Renaissance der Branche im Solar Valley gestoppt. Die Schweizer Firma Meyer Burger droht, bereits im April die Produktion am Standort Freiberg einzustellen - wenn sich die europäischen Wettbewerbsbedingungen nicht ändern.
Das Minus aus dem vergangenen Jahr ist beträchtlich. Wie Meyer Burger Technology gestern mitteilte, beläuft sich der Verlust auf 126 Millionen Schweizer Franken (ca. 133. Millionen Euro) bei einem Gesamtumsatz von 135 Mio. CHF (ca. 143 Millionen Euro).
Als Ursache nannte das Unternehmen "Marktverzerrungen in Europa". Schon seit Monaten flutet China die europäischen Märkte mit Billigprodukten unter Herstellungspreis. Parallel dazu haben die USA ein Importverbot für PV-Anlagen verhängt, setzen aber gleichzeitig hohe finanzielle Anreize für Investoren.
Das will Meyer Burger nach eigenen Angaben nutzen, seinen Produktionsstandort nach Übersee verlegen und das Freiberger Werk dichtmachen. Betroffen sind 500 Mitarbeiter. Allerdings laufen derzeit noch Gespräche mit dem Bundeswirtschaftsministerium.
Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt (58) forderte rund 50 Millionen Euro für eine Erhöhung der Einspeisevergütung. Davon sollten Nutzer von Solaranlagen profitieren, die Anlagen aus europäischer Produktion nutzen. Eine endgültige Entscheidung soll in der zweiten Februarhälfte fallen.
Solarwatt-Sprecher: "Das Haushaltsloch im Bund verhindert die Umsetzung bereits versprochener Projekte im Solarbereich"
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) hat in einer Note gemeinsam mit Energieminister Wolfram Günther (50, Grüne) und Wirtschaftsminister Martin Dulig (49, SPD) den Bund aufgefordert zu handeln, "sonst kostet das wertvolle Arbeitsplätze im Osten".
"Das Haushaltsloch im Bund verhindert die Umsetzung bereits versprochener Projekte im Solarbereich", so Solarwatt-Sprecher Jens Secker (44).
Das Dresdner Unternehmen mit seinen derzeit 710 Mitarbeitern und 8500 Installationspartnern europaweit hat sich vor Jahren schon diversifiziert und steht trotz der widrigen Umstände eigenen Angaben zufolge weiter auf sicheren Beinen.
Auch Abwanderungspläne gebe es nicht, so Secker auf TAG24-Anfrage.
Titelfoto: dpa/Jan Woitas