Experte ist sicher: Erzbergbau steht vor Comeback, doch es fehlt noch an Bergleuten

Freiberg - Lithium, Zinn, Kupfer, Wolfram - der weltweite Rohstoffhunger rückt das Erzgebirge seit Jahren wieder in den Blick von Bergbauunternehmen. Doch neue Bergwerke lassen weiter auf sich warten. Bleibt das neue Berggeschrei ein Flüstern?

Helmut Mischo (56) ist Professor für Rohstoffabbau und Spezialverfahren unter Tage an der Bergakademie Freiberg - er sieht den Bergbau im Erzgebirge vor einem Comeback.
Helmut Mischo (56) ist Professor für Rohstoffabbau und Spezialverfahren unter Tage an der Bergakademie Freiberg - er sieht den Bergbau im Erzgebirge vor einem Comeback.  © Uwe Meinhold

Grundsätzlich stehe der Bergbau in Sachsen vor einem Comeback, glaubt Helmut Mischo (56), Professor für Rohstoffabbau und Spezialverfahren unter Tage an der Bergakademie Freiberg.

"Im Erzgebirge gibt es Vorkommen von Mineralien, die sehr gefragt sind und auch von der EU als kritisch eingestuft werden. Dazu zählen unter anderem Indium, Kobalt, Wolfram und Flussspat", erklärt Mischo. Flussspat zum Beispiel werde als Elektrolyt in Batterien gebraucht.

Doch lohnt sich der Abbau angesichts überschaubarer Lagerstätten und hoher Kosten überhaupt? "Bei fast allen Rohstoffen hat es kontinuierliche Preissteigerungen gegeben. Damit hat heimischer Bergbau trotz hoher Kosten eine Chance", ist sich der Professor sicher.

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Der Abbau sei nah am Kunden, in einem stabilen politischen Umfeld und aufgrund der hohen Standards umweltschonender als in anderen Weltregionen. Mischo: "Das ist attraktiv für Abnehmer und Endkunden."

Auch die Vorarbeit, die zu DDR-Zeiten geleistet wurde, sieht der Experte als Standortvorteil. Das Unternehmen Wismut habe auf der Suche nach Uran das Erzgebirge intensiv erkundet. "All das ist ein Pfund, mit dem wir heute wuchern können", so Mischo.

Blick auf den provisorischen Förderturm in Pöhla: Die Saxony Minerals & Exploration AG plant hier ein neues Bergwerk, um Zinn, Wolfram, Flussspat und Indium abzubauen.
Blick auf den provisorischen Förderturm in Pöhla: Die Saxony Minerals & Exploration AG plant hier ein neues Bergwerk, um Zinn, Wolfram, Flussspat und Indium abzubauen.  © Jan Woitas/dpa
Die Batterien eines Elektroautos - für die Produktion wird unter anderem Flussspat als Elektrolyt gebraucht.
Die Batterien eines Elektroautos - für die Produktion wird unter anderem Flussspat als Elektrolyt gebraucht.  © picture alliance/dpa

Mehr Vorschriften: Bergbau-Prozess dauert heute viel länger als früher

Frank Dittrich (r.) und Olaf Hickethier bohren im Auftrag der TU Bergakademie Freiberg in der Altenberger Tiefenbachhalde, um bis auf 30 Meter Tiefe deren Zusammensetzung zu erkunden.
Frank Dittrich (r.) und Olaf Hickethier bohren im Auftrag der TU Bergakademie Freiberg in der Altenberger Tiefenbachhalde, um bis auf 30 Meter Tiefe deren Zusammensetzung zu erkunden.  © Egbert Kamprath

Der künftige Bergbau werde aber anders aussehen als früher. "Es geht um relativ überschaubare Betriebe mit einer Jahresförderung von wenigen 100.000 Tonnen Erz. Sie werden hoch spezialisiert sein und mit modernsten Maschinen arbeiten."

Diese Bergwerke bräuchten aber nicht nur Ingenieure, sondern richtige Bergleute. "Wir müssen die Ausbildung massiv ausbauen, denn die Zahlen, die aktuell in Freiberg ausgebildet werden, reichen dafür nicht", appelliert Mischo.

In Sachsen laufen aktuell rund 40 Erkundungs- und Gewinnungsprojekte für Erze und Spate, einige seit vielen Jahren. Für ein Bergwerk in Pöhla wurde jüngst eine Genehmigung erteilt. Dennoch dauert es vom Finden einer Lagerstätte bis zum Abbau der Rohstoffe oft viele Jahre.

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Die lange Verfahrensdauer liege nicht unbedingt an den Behörden, sondern an der Vielzahl von Beteiligten, meint Mischo und verweist auf die Anhörungen etwa von Kommunen und Umweltverbänden. Zudem seien die einfach zu erschließenden, oberflächennahen Lagerstätten bereits von unseren Altvorderen abgebaut worden.

Mischo: "Um an die verbliebenen Lagerstätten zu kommen, muss viel Aufwand betrieben werden. Und Bergbau ist heute viel stärker reglementiert als früher. Deswegen dauert der ganze Prozess lange."

Titelfoto: Bildmontage: Jan Woitas/dpa, Uwe Meinhold

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