Ein Jahr nach Weco-Aus in Freiberg: Betrieb wächst, weitere Einstellungen geplant

Freiberg - Sebastian Funke (42) hat den Neustart gewagt. Vor einem Jahr verlor der Betriebsleiter des Feuerwerkherstellers Weco in Freiberg seinen Job. "Das war bitter", erinnert sich der 42-Jährige daran, wie er und seine Kollegen von der Schließung erfuhren.

Die Geschäftsführer der "FKF - Feuerwerk Kultur Fabrik GmbH" Sebastian Funke (42, l.) und Bertram Bach (41) geben in Freiberg Einblick in die Produktion von Feuerwerkserzeugnissen.
Die Geschäftsführer der "FKF - Feuerwerk Kultur Fabrik GmbH" Sebastian Funke (42, l.) und Bertram Bach (41) geben in Freiberg Einblick in die Produktion von Feuerwerkserzeugnissen.  © Hendrik Schmidt/dpa

Das Verkaufsverbot von Silvesterfeuerwerk in der Corona-Pandemie hatte Weco schwer getroffen - das Unternehmen zog die Reißleine an seinem sächsischen Standort, produziert nun in Deutschland noch im nordrhein-westfälischen Eitorf und in Kiel.

In Freiberg standen damit mehr als 300 Jahre Pyrotechnik-Tradition vor dem Aus. Doch seit einigen Monaten laufen wieder einige Maschinen auf dem weitläufigen Areal an der Freiberger Mulde.

Neun Gebäude habe er mit seinen beiden Geschäftspartnern angemietet, berichtet Funke. "Wir sind mit vier Mitarbeitern gestartet, jetzt sind es schon zehn." Im neuen Jahr seien einige weitere Einstellungen geplant. Zunächst hat sich FKF - die Abkürzung steht für Feuerwerk Kultur Fabrik - auf pyrotechnische Munition fokussiert. Die wird zum Beispiel gebraucht, um Vögel auf Flughäfen zu vertreiben, oder um Notsignale in der Schifffahrt zu geben.

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"Damit legen wir die Basis und sichern hier den Betrieb", erklärt Co-Geschäftsführer Bertram Bach (41), der einen Internethandel für Feuerwerk betreibt.

Beim Bundesverband für Pyrotechnik ist man froh, dass die langjährige Tradition in Freiberg fortgeführt wird. Bisher käme ein großer Teil des Feuerwerks, das in Europa gezündet werde, aus China, sagt Verbandsgeschäftsführer Felix Martens.

"Es zeichnet sich ein leichter Trend ab, Produktion wieder nach Europa zu verlagern." Das habe etwa mit stark gestiegenen Transportkosten für Gefahrgut zu tun. Laut Martens gibt es in Deutschland noch etwa zehn Produktionsstandorte verschiedener Hersteller. Teils handle es sich hierbei um Kleinstbetriebe mit nur ein bis fünf Beschäftigten.

"Feuerwerk erfreut sich aber nach wie vor großer Beliebtheit"

In den beiden Corona-Jahren wurde gerade mal ein Sechstel des Umsatzes der Vorjahre erzielt.
In den beiden Corona-Jahren wurde gerade mal ein Sechstel des Umsatzes der Vorjahre erzielt.  © Christophe Gateau/dpa

Den Angaben zufolge hatte die Branche vor Ausbruch der Pandemie 122 Millionen Euro Umsatz mit dem Silvesterfeuerwerk gemacht. In den beiden Corona-Jahren waren es laut Verband der pyrotechnischen Industrie VPI jeweils gerade mal ein Sechstel.

Mit Blick auf den anstehenden Jahreswechsel hoffen die Hersteller auf Nachholeffekte bei Verbrauchern, nachdem in den beiden Vorjahren kein Silvesterfeuerwerk verkauft werden durfte. "Das waren zwei sehr harte Jahre", betont Martens. "Feuerwerk erfreut sich aber nach wie vor großer Beliebtheit."

Auch FKF will künftig beim klassischen Feuerwerk mitmischen, will seine Produkte aber nicht auf Supermärkte, sondern vielmehr auf den Fachhandel ausrichten. Der Fokus der Produkte solle stärker auf optische Effekte statt Knallerei liegen.

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"Wir wollen eine kleine, feine Manufaktur für Pyrotechnik sein", betont Co-Geschäftsführer Georg Alef, der sich als "Pyromantiker" beschreibt und seit vielen Jahren die Forschung und Entwicklung bei Weco leitet. Den Angaben nach haben die drei Unternehmer in FKF bisher "einen mittleren sechsstelligen Betrag" investiert.

Weco selbst ist weiter Eigentümer des rund 550.000 Quadratmeter großen Areals am Rand von Freiberg. Man habe einen Teil an FKF vermietet und versuche, das Gelände als Industriepark zu vermarkten, sagt Geschäftsführer Thomas Schreiber. Durch die Ausrichtung von FKF als Manufaktur sehe er keine Überschneidung mit dem Geschäft der Weco.

"Der Schritt war unumgänglich", bekräftigt Schreiber mit Blick auf die Entscheidung seines Unternehmens vor einem Jahr. Nur so habe die Weco überhaupt fortbestehen können. Laut Schreiber hätten alle der rund 100 ehemaligen Mitarbeiter eine neue Beschäftigung gefunden. "Die Arbeitsmarktsituation in Freiberg ist gut."

Titelfoto: Christophe Gateau/dpa

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