Flüchtlingsstrom setzt Arbeitsmarkt unter Druck
Dresden - Die Corona-Krise ist für Sachsens Wirtschaft weitgehend Geschichte, doch für den Arbeitsmarkt ist 2022 trotzdem kein gutes Jahr geworden. So lag die Arbeitslosenzahl im November gut zehn Prozent höher als vor einem Jahr. Vor allem die vielen erwerbslosen Flüchtlinge aus der Ukraine schlagen auf die Statistik durch.
Kulturstätten, Gastronomie, Freizeiteinrichtungen - zu Jahresbeginn waren sie zur Corona-Zwangspause verdammt. So befanden sich im Januar noch fast 77.000 Menschen in mehr als 11.000 Betrieben in Kurzarbeit.
"Aktuell sind weniger als ein Prozent der Betriebe von Kurzarbeit betroffen - zu Corona-Spitzenzeiten waren es 30 Prozent", erklärt der Chef der sächsischen Arbeitsagentur, Klaus-Peter Hansen (59).
Die Nachwehen zeigen sich nun an anderer Stelle: die Langzeitarbeitslosen!
Ihr Anteil liegt höher als vor der Pandemie. Zuletzt waren in Sachsen mehr als 44.100 Menschen länger als ein Jahr ohne Job. Als Hauptgrund nennt Hansen, dass Bildungs- und Beschäftigungsträger in der Corona-Pandemie von Lockdowns betroffen waren. So hätten Langzeitarbeitslose nicht die benötigte Hilfe bekommen.
Die Folgen des Ukraine-Krieges sind auch am Arbeitsmarkt spührbar
Ab dem Frühjahr schlugen dann die Folgen des Ukraine-Krieges durch.
Die Arbeitslosenzahl stieg mehrere Monate in Folge. Auch der im Herbst übliche Aufschwung fiel nur verhalten aus. "Das war der schwächste Herbst, den wir je hatten", konstatiert Hansen.
Ein Grund: Zehntausende Kriegsflüchtlinge, die in Sachsen Zuflucht suchten und seit Juni über die Jobcenter Leistungen beziehen. Im November waren hier 24.410 erwerbsfähige Ukrainer registriert - fast 19.500 davon arbeitssuchend.
Derzeit seien rund 6000 Ukrainer in Deutsch- und Integrationskursen, berichtet Hansen. Ziel sei, das Potenzial, das diese Menschen mitbringen, nutzbar zu machen.
Für das nächste Jahr rechnet Hansen mit einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Längerfristig geht er aber von einem Abschmelzen der Arbeitslosenzahl aus. Denn in den nächsten Jahren werden Tausende Beschäftigte in Rente gehen.
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