Fluchtpunkt Colditz: Mit "HistoPads" auf den Spuren dramatischer Geschichte(n)
Colditz - Hinter den Mauern des Colditzer Schlosses im Landkreis Leipzig lauern spannende Geschichten von spektakulären Fluchten aus der Zeit vor 1945, als das Schloss Gefangenenlager für Offiziere der Alliierten war. Ein ambitioniertes Museumsprojekt hat diesen Schatz nun gehoben - und das damit verbundene Gedenken an die dunkelste Phase der deutschen Geschichte.
Der vielleicht aufsehenerregendste Fluchtversuch hat nie stattgefunden: Britische Offiziere um Jack Best und Bill Goldfinch bauten den Colditz Glider, einen Segler, mit dem sie über eine Rampe vom First des Schlosses auf die andere, 60 Meter tiefer gelegene Muldeseite schweben wollten. Aber so weit kam es nicht.
Erst nach der Befreiung am 16. April 1945 durch die Amerikaner wurde der Flieger zu Dokumentationszwecken das erste Mal zusammengesetzt.
Genau 79 Jahre danach eröffnete der zuständige Museumsverbund Schlösserland Sachsen am Dienstag ein neues Museum in einem Teil der Schlossräume.
Unterm Dach ist ein Nachbau des Colditz Glider zu sehen, einen Stock tiefer eine Dokumentation, für die nicht nur der Segler nachgebaut, sondern auch ein Flugversuch vom Schlossdach gestartet wurde.
Staub der Jahrhunderte in den Ecken
Ansonsten sind die Räume unrenoviert und weitgehend leer. In den Ecken liegt sogar noch der Staub der Jahrhunderte.
Tablets, sogenannte "HistoPads", machen die Räume mit 3-D-Animationen und Virtual Reality bunt und die Geschichte und die Geschichten dahinter anschaulich und interaktiv lebendig.
Das und der Legendenstatus, den Colditz vor allem in England genießt, lockten am Dienstag nicht nur die britische Botschafterin Jill Gallard (55) und Museumslegende Neil MacGregor (77) zur Eröffnung, sondern auch Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (48, CDU).
Er erinnerte mit Bedacht an das historische Erbe Sachsens und Deutschlands und was daraus wurde. Für ihn ist Colditz ein "Versöhnungsort" geworden.
Titelfoto: Montage: Ralf Seegers