Firmengründung in der Krise? Diese Sachsen haben es erfolgreich gewagt!

Sachsen - Jetzt entsteht Zukunft! Die aktuelle Krise rüttelt an festgezurrten Strukturen. Corona sorgt dafür, dass sich sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft wandeln. Nun schlägt die Stunde der Mutigen.

Während andere schwarzmalen, nehmen sie ihr Glück in die eigene Hand, um unabhängig auf eigenen Füßen zu stehen.

Wir berichten über Menschen, die sich in der Pandemie selbstständig gemacht oder als Firmengründer in Sachsen neu erfunden haben.

Mahlgrad 156: Käffchen & Stullen auf die Hand

Manuel Klötzer (39, li.) und Maik Niepraschk (37) gründen das Café "Mahlgrad 156". Neben Kaffee-Spezialitäten und Stullen mit Storys wollen sie einen Picknickkorb-Service anbieten. Klötzer: "Die Körbe werden von uns nach Kundenwunsch befüllt und verliehen."
Manuel Klötzer (39, li.) und Maik Niepraschk (37) gründen das Café "Mahlgrad 156". Neben Kaffee-Spezialitäten und Stullen mit Storys wollen sie einen Picknickkorb-Service anbieten. Klötzer: "Die Körbe werden von uns nach Kundenwunsch befüllt und verliehen."  © Steffen Füssel

Der Verkehr tobt an der Kreuzung Straßenbahnhof Dresden-Mickten. Autos und Laster donnern vorbei. Straßenbahnen halten, spucken Menschen aus.

"Grandios, dieses Leben. Oder?", fragt Maik Niepraschk (37). Seine Begeisterung für den Kiez ist greifbar.

"Das ist der ideale Platz für mein Straßen-Café an der Leipziger Straße. 'Mahlgrad 156' wird es heißen", sagt er freudig. Dann klotzt er wieder ran. Am 3. Mai soll Eröffnung sein.

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Bis dahin ist noch viel zu tun - auch wenn sein Café winzig und nur 2,3 Meter mal 4,5 Meter groß ist! Der Restaurantfachmann erzählt: "Seit 2010 liebäugele ich damit, etwas Eigenes zu eröffnen. Vor fünf Wochen habe ich nun diesen leerstehenden Laden entdeckt."

Niepraschk war sofort schockverliebt. Seit die Gastronomie wegen Corona zu hat, lebt er im Leerlauf.

Beim Anblick der Mini-Immobile jubilieren seine Synapsen. In seinem Kopf - sein Café: Raffinierte Kaffee-Spezialitäten "to go".

Eine Theke mit liebevoll belegten Stullen, neckischen Küchlein. Hippe Getränke auf die Hand. "Kaffee und Getränke sind mein Steckenpferd. Ich habe jahrelang auch im Ausland als Barista, Barkeeper und Kellner gearbeitet", erzählt Niepraschk.

Neue Gastronomie für Pieschen: Direkt an der Leipziger Straße beim Bahnhof Mickten eröffnet bald ein To-Go-Café.
Neue Gastronomie für Pieschen: Direkt an der Leipziger Straße beim Bahnhof Mickten eröffnet bald ein To-Go-Café.  © Steffen Füssel

Kopfzerbrechen bereitete ihm nur das Thema Selbstständigkeit. Da hat er null Erfahrung. Also sucht er sich für sein Projekt einen Partner. In seinem langjährigen Freund Manuel Klötzer (39) fand er ihn.

Zwei Minuten hörte sich der erfahrene Gastro-Multi-Unternehmer den Businessplan an, dann war beschlossen: Das machen wir zusammen.

Klötzer: "Diese Krise hat mich geerdet. Statt Mega-Events mache ich jetzt lieber kleine feine Sachen mit Menschen, die mir wichtig sind."

PIAS: Kluge Apps für Vorschul-Kids

Sabine Völkel (43) und Maximilian Wende (27) sind die Köpfe von PIAS Education.
Sabine Völkel (43) und Maximilian Wende (27) sind die Köpfe von PIAS Education.  © PR

Home Schooling & Digitale Bildung: Vor der Pandemie klang das nach weiter Ferne. Nach Zukunftsmusik.

Doch mit dem Lockdown wurde es plötzlich Gegenwart und Alltag in deutschen Kinderzimmern und Wohnstuben.

"Dieser Entwicklungssprung hat mich beflügelt. Seit über 15 Jahren beschäftige ich mit dem Thema Digitales Lernen", sagt Dr. Sabine Völkel (43).

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Die Markkleebergerin hat viele Jahre an der Professur Medienpsychologie der TU Chemnitz gearbeitet und im November 2020 zusammen mit dem Informatiker Maximilian Wende (27) das Unternehmen PIAS Education aus der Taufe gehoben.

Ihre Mission: LernApps für Vorschulkinder entwickeln, die spielerisch - entsprechend der Fähigkeiten der Kids - deren Sprachkompetenzen erweitern und die Kinder so fit machen für die Schule.

Die erste App kann im App-Store schon gekauft werden.

Sabine Völkel: "Weitere 'Appisoden' unserer PIAS-Lernreise folgen im Mai und Sommer. Wir befinden uns im Moment in der Phase der finalen Entwicklung. Corona pusht unsere Gründung."

Ihre Lern-App für Vorschüler hat den Anspruch, das liebevoll gestaltete Kinderbuch mit der Vielfalt digitaler Möglichkeiten zu verbinden.
Ihre Lern-App für Vorschüler hat den Anspruch, das liebevoll gestaltete Kinderbuch mit der Vielfalt digitaler Möglichkeiten zu verbinden.  © PR

Vrendex: Virtuell über die Messen der Republik

Vrendex-Chef Manuel Dudczig (40) mit einer VR-Brille.
Vrendex-Chef Manuel Dudczig (40) mit einer VR-Brille.  © PR

Manuel Dudczig (40) aus Königshain-Wiederau (bei Mittweida) wagte im Sommer 2019 mit der Firma Vrendex den Sprung in die Selbstständigkeit.

Seine Idee: Mit Virtual Reality (VR-Technik) Industrie-Messen rocken.

"Alles begann vielversprechend. Dann kam Corona und alle Messen wurden abgesagt", erinnert sich der Ingenieur. Dudczig machte aus der Not eine Tugend, entwickelte in Windeseile Konzepte und Software zum Durchführen von virtuellen Messen.

Einer seiner ersten Aufträge: einen digitalen Weihnachtsmarkt für die Drechslergenossenschaft Dregeno auf die Beine stellen. Innovativ setzte Dudczigs Team dafür 3-D-Modelle von Räuchermännchen im verschneiten Seiffen in Szene. 150.000 "Besucher" klickten rein.

Sogar die New York Times berichtete! Applaus bekam Vrendex auch für das Online-Spektakel "Kieler Umschlag".

Seit 1431 wird das Volksfest abgehalten. 2021 konnte das Event wenigstens (erstmals) im Netz stattfinden

Manuel Dudczig: "VR haben wir definitiv nicht abgeschrieben. Aber im Kreieren von virtuellen Showrooms und Messen liegt für uns nun die Zukunft."

Das Gründerteam Leon Langhans, Manuel Dudczig und Christine Winkler-Dudczig (v.l.n.r.) hat für den Landkreis Mittelsachsen jüngst den virtuellen Job- und Karrieretag gestaltet.
Das Gründerteam Leon Langhans, Manuel Dudczig und Christine Winkler-Dudczig (v.l.n.r.) hat für den Landkreis Mittelsachsen jüngst den virtuellen Job- und Karrieretag gestaltet.  © PR

Fünf gute Gründe zum Gründen in Krisenzeiten

Prof. Uwe Götze ist Prorektor der Technischen Universität Chemnitz sowie Mitglied im Wirtschaftsbeirat der Stadt Chemnitz.
Prof. Uwe Götze ist Prorektor der Technischen Universität Chemnitz sowie Mitglied im Wirtschaftsbeirat der Stadt Chemnitz.  © TU Chemnitz/Jacob Müller

Fünf Gründe, es zu tun, nennt hier Prof. Dr. Uwe Götze, Prorektor für Transfer und Weiterbildung der Technischen Universität Chemnitz.

• Die Krise hat eine Vielzahl an wirtschaftlichen und sozialen Schwachstellen sichtbar gemacht. Nun besteht die Chance, mutig positive Entwicklungen in Richtung sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit voranzutreiben und etwas Positives zu schaffen beziehungsweise aktiv etwas gegen die Krise zu tun.

Wo liegen die eigenen Stärken und Schwächen? Jetzt ist ein idealer Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen, Ziele zu formulieren und Möglichkeiten zu nutzen. Vielleicht kann man sogar gerade aktuell nebenberuflich mit reduziertem Risiko starten und etwas Eigenes aufbauen.

• Die Digitalisierung hat in vielen Bereichen einen erheblichen Schub gemacht. Da eröffnen sich Chancen und Märkte für agile, schnelle GründerInnen!

• Niemand muss jetzt allein im stillen Kämmerlein an seiner Idee feilen! Es gibt aktuell diverse Unterstützungsmöglichkeiten, die über die digitalen Qualifizierungs- und Beratungsangebote nun besonders gut zugänglich sind.

• Innovationen - etwa für moderne Arbeits- und Führungsgestaltung - werden auch für die Zeit nach der Krise gebraucht. So kann das Umdenken, das jetzt begonnen hat, weitergeführt und in Strukturen gelenkt werden.

Titelfoto: Bildmonatge: Steffen Füssel, PR

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