Finanznot macht erfinderisch: Lausitzer Theater hält weiter am Verkauf der Namensrechte fest
Görlitz/Zittau - Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau bot Anfang der laufenden Spielzeit seine Namensrechte zum Verkauf an und sorgte damit bundesweit für Aufsehen.
Angesichts permanenter Geldnot in öffentlichen Kassen hat Intendant Daniel Morgenroth die Aktion bislang nicht für beendet erklärt, auch wenn sich niemand gemeldet hat, der eine ausreichend große Summe in Aussicht stellte.
Zwar seien zwei Angebote eingegangen. "Diese waren jedoch weit von dem entfernt, was wir uns vorgestellt hatten", sagte Morgenroth. "Ein sechsstelliger Betrag sollte es sein."
Nach Ansicht von Morgenroth drängt sich die Frage auf, ob Dinge zu heilig seien, um sie zu verkaufen - etwa den Namen eines Theaters, das nach dem Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann (1862-1942) benannt ist.
Die Vorstellung, dass am Haus der Schriftzug eines internationalen Konzerns wie Coca-Cola oder Apple prangt, rief jedenfalls ablehnende und sogar entsetzte Reaktionen hervor. Wenn sich ein lokales oder regionales Unternehmen engagieren würde, fände die Idee wohl mehr Verständnis, mutmaßt Morgenroth.
Die Finanzierung kommunaler Theater und Orchester bezeichnete der Görlitzer Intendant als "Riesenproblem", das in ganz Deutschland nicht gelöst sei.
Aktuelle Spielzeit in Görlitz und Zittau unter dem Motto "Kapital"
Morgenroth sieht den Bund in der Pflicht, um generell die enormen Kosten für lebenswerte Strukturen vor Ort zu kompensieren. Der Haushalt des Landkreises Görlitz, der mit seiner Beteiligungsgesellschaft Anteile am Gerhart-Hauptmann-Theater hält, weise beispielsweise ein zweistelliges Millionendefizit auf.
Die aktuelle Spielzeit in Görlitz und Zittau wurde ganz bewusst unter das Motto "Kapital" gestellt. Fragen nach Geld, Armut, Verteilungsgerechtigkeit und Wohlstand werden auch in einer Diskussionsreihe erörtert.
Die nächste von drei weiteren Veranstaltungen im neuen Jahr ist für Ende Januar angekündigt.
Titelfoto: Nikolai Schmidt