Feuerwehr kann nicht ausrücken: Der Wald brennt, aber nur eine Kameradin erscheint in der Wache
Boxberg (Landkreis Görlitz) - Truppfrau Virginie Schmidt (18) ist mit ganzem Herzen bei der Feuerwehr von Boxberg in der Oberlausitz. Doch ohne Kameraden kann auch sie nicht zum Brand ausrücken. Gleich zweimal stand die junge Helferin in der vergangenen Woche allein vorm Gerätehaus, als die Sirene rief. Ein Problem, das besonders Feuerwehren im ländlichen Raum trifft.
Hitze, Trockenheit und Wind: Besonders in der Lausitz sind die Wälder brandgefährdet.
So ist es nicht verwunderlich, dass bei Uhyst Dienstag und Donnerstag Waldbrände ausbrachen. Die Feuerwehr Boxberg sollte mit einem Tanklöschfahrzeug und einem Führungsfahrzeug helfen.
Doch auf Alarm erschien nur Virginie. Da sie allein nicht ausrücken konnte, musste sie der Leitstelle melden, dass die Feuerwehr nicht helfen kann.
Schon das dritte Mal diesen Monat.
Die Kameraden von Boxberg wünschen sich mehr Ehrenamtliche
"Glücklicherweise sind wir alle in Lohn und Brot", erklärt Feuerwehrmann Felix Werner (26).
"Aber dann sind wir tagsüber auch auf Arbeit, oft auch weit weg." Da es im ländlichen Raum kaum Berufsfeuerwehren gibt, ein brandgefährliches Problem. Denn selbst wenn mehr Kameraden Zeit für den Einsatz haben, müssen oft auch die entsprechenden Spezialisten vor Ort sein. So hat Boxberg zwar 20 Kameraden, aber nur sechs Atemschutzträger.
Eine Lösung: mehr Ehrenamtler. "Es ist wichtig, dass die breite Gesellschaft wieder motiviert wird, sich einzubringen", so Wehrleiter Ronny Doster (43).
"Es darf bei Wohnungsbränden oder Unfällen keinen Unterschied machen, ob man in einer Großstadt mit Berufsfeuerwehr oder auf dem Land lebt."
In Boxberg versuchen die Kameraden beispielsweise, mit Programmen für die Schüler Nachwuchs zu gewinnen. Schon jetzt ist geplant, dass ab Mitte Juli vier Bauhofmitarbeiter, die in anderen Wehren aktiv sind, mit ausrücken, wenn in Boxberg der Alarm schrillt. Auch der Bürgermeister löscht mit, sollte Not am Mann sein ...
Sachsens THW will weiblicher werden
Das Technische Hilfswerk (THW) will mehr Frauen im Team.
Bis zum Jahr 2030 soll jede dritte ehrenamtliche Einsatzkraft weiblich sein - so das ambitionierte Ziel. Bereits in den vergangenen Jahren sei im gemeinsamen THW-Landesverband Sachsen und Thüringen der Frauenanteil kontinuierlich gestiegen, sagte Referatsleiterin Janine Stock.
Derzeit würden sich hier knapp 500 Frauen ehrenamtlich engagieren. Das sind fast 19 Prozent der knapp 2700 ehrenamtlichen THW-Einsatzkräfte in beiden Freistaaten. "Wir gewinnen immer mehr Frauen dazu, aber es geht zu langsam", sagte Stock.
Für ein Engagement im THW seien keine besonderen Voraussetzungen nötig. "Es wird von Grund auf alles ausgebildet und geübt."
Titelfoto: Christian Juppe