Fasching grotesk in Sachsen: Regenbogen-Mann an Marterpfahl gebunden
Prossen (Sächsische Schweiz) - Bizarre Szenen haben sich am Wochenende bei einem Faschingsumzug in Sachsen abgespielt. Nach zwei Jahren Corona-Pause fand 2023 in Prossen in der Sächsischen Schweiz wieder die sogenannte "Schifferfastnacht" statt. Fotos zeigen einen an einen Marterpfahl gefesselten Regenbogenmann.
Bei dem Straßenumzug ist ein Fahrzeug-Gespann mit der Bezeichnung "Asyl-Ranch" unterwegs. Die darauf befindlichen Narren sind größtenteils als Indianer gekleidet.
Inmitten der Ur-Einwohner fällt eine Person im schillernd bunten Regenbogen-Kostüm auf. Sie ist an einen Holzpfahl gebunden und kann somit dem närrischen Geschehen nur tatenlos zusehen.
An der Seite des Fahrzeugs befindet sich zudem ein Banner mit folgender Aufschrift: "Deutschland dekadent und krank Winnetou sucht Asyl im Sachsenland".
Aller Wahrscheinlichkeit soll die kuriose Szene die 2022 aufgeflammte Winnetou-Diskussion durch den Kakao ziehen - vor allem die von vielen Seiten geforderte politische Korrektheit, die offenbar der Mann mit dem Regenbogenkostüm hier darstellt.
Im Sommer des vergangenen Jahres hatte Ravensburger die Kinderbücher "Der junge Häuptling Winnetou" nach kritischen Stimmen zurückgezogen.
Dem Verlag wurde vorgeworfen, rassistische Stereotype zu bedienen.
Faschingsumzug in Prossen spielt auf Winnetou-Diskussion an
Die Diskussion über kulturelle Aneignung hatte daraufhin weite Teile der Gesellschaft erfasst, der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk hatte sich sogar dazu entschlossen, die Winnetou-Filme aus dem Programm zu nehmen. Allerdings liefen bei ARD wohl vor allem die Lizenzen aus.
Die Prossener Faschings-Teilnehmer ließen sich auch eine Anspielung auf das Thema Flüchtlingspolitik nicht nehmen.
Am hinteren Ende der Asylranch waren die Worte "Winnetou 21.01.2013 Welcome" in Anspielung auf den Slogan "Refugees Welcome" zu lesen.
Laut Tagesspiegel gab es auch bei der vorherigen Faschings-Veranstaltung 2020 in Prossen geschmacklose Szenen zu bewundern.
Damals wurden abgetrennte Puppenköpfe gezeigt, die die Klima-Aktivistin Greta Thunberg (19) symbolisieren sollten.
Titelfoto: Daniel Förster