Fachkräfteproblem immer akuter: Kammern wollen rüstige Rentner zurück an die Werkbank holen

Dresden - Ob Industrie, Bau, Handel oder Gastronomie - in allen Bereichen der sächsischen Wirtschaft herrscht akuter Fachkräftemangel. Massenweise Überstunden und ausgeschlagene Aufträge sind die Folgen. Da auch die massive Zuwanderung die Lücken nicht schließen kann, setzen Sachsens Kammern auf die Reaktivierung rüstiger Rentner.

Die Alten sind doch die Besten: Der Chemnitzer Schlosser Klaus-Dieter Mayer (66) zog sich trotz Rente wieder den Blaumann an.
Die Alten sind doch die Besten: Der Chemnitzer Schlosser Klaus-Dieter Mayer (66) zog sich trotz Rente wieder den Blaumann an.  © Uwe Meinhold

Keine Entspannung in Sicht: Beim großen Fachkräftemonitoring der Industrie- und Handelskammern (IHK) und der Handwerkskammern im Freistaat klagten 57 Prozent der befragten Unternehmen über Fachkräftemangel.

Der Erhebung zufolge kommen auf 1000 Beschäftigte 58 unbesetzte Stellen. Und die anlaufende Verrentung der Babyboomer-Generation wird die Situation noch verschärfen.

Laut Statistik werden dem sächsischen Arbeitsmarkt durch Altersabgänge bis 2030 rund 300.000 Arbeitskräfte fehlen, bis 2035 sogar 400.000!

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Schon jetzt führen die vielen unbesetzten Stellen zu einer Mehrbelastung des Personals durch Überstunden, wie 73 Prozent der befragten Unternehmen erklärten. Fast jeder zweite Betrieb muss laut Monitoring neue Aufträge ablehnen.

Das ist das größte Problem bei der Ausbildung von Zuwanderern

Dieser Senior arbeitet in seiner Elektronik-Werkstatt im Homeoffice. Geht es nach den sächsischen Kammern, dann sollten rüstige Rentner in ihre Berufe zurückkehren, um den Fachkräftemangel etwas zu kompensieren.
Dieser Senior arbeitet in seiner Elektronik-Werkstatt im Homeoffice. Geht es nach den sächsischen Kammern, dann sollten rüstige Rentner in ihre Berufe zurückkehren, um den Fachkräftemangel etwas zu kompensieren.  © imago/Panama Pictures
Arbeit müsse attraktiver als der Bezug von Sozialleistungen sein, sagt Andreas Brzezinski, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden.
Arbeit müsse attraktiver als der Bezug von Sozialleistungen sein, sagt Andreas Brzezinski, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden.  © Ove Landgraf

Wie gegensteuern? Man brauche ein modernes Standortmarketing, wettbewerbsfähige Gehälter, attraktive Steuern, weniger rechtliche Vorgaben und eine gute Willkommenskultur, fasst Lukas Rohleder, Hauptgeschäftsführer der IHK Dresden, die Forderungen der Kammern zusammen.

Fakt ist: Aktuell kann die Fachkräfte-Lücke auch nicht durch die reale Zuwanderung geschlossen werden, da die Unternehmen vor allem Interesse an Facharbeitern, Gesellen, Technikern und Meistern haben - und weniger an ungelerntem Personal.

Größtes Problem bei der Ausbildung von Zuwanderern ist die Sprachbarriere. Viele Azubis mit ausländischen Wurzeln würden ihre Ausbildung wegen Sprachproblemen abbrechen, beklagen die Kammern.

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Sie plädieren dafür, verstärkt inländische Potenziale auszuschöpfen. Allen voran: die Rückgewinnung der alten Profis! IHK und Handwerkskammern fordern flexiblere Rentenmodelle und steuerliche Anreize für das Arbeiten jenseits des Renteneintrittes.

Auch müsse Arbeit wieder attraktiver sein als der Bezug von Sozialleistungen, sagt Andreas Brzezinski, Chef der Handwerkskammer Dresden.

Titelfoto: Bildmontage: Uwe Meinhold, IMAGO/Panama Pictures

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