Was ist das? Seltenes Phänomen in Sachsen aufgetaucht

Aue-Bad Schlema - Es ist ein Naturphänomen, das Menschen nur selten zu Gesicht bekommen: "Haareis" (auch als "Eiswolle" bezeichnet). Unter bestimmten Bedingungen, wachsen dabei feine Nadeln aus Eis, die sich auf totem Holz bilden. In Aue (Erzgebirgskreis) hat eine Hobbyfotografin das Ereignis abbilden können.

Der Sachverständige Frank Demmler (77) zeigt in einem Pilzbuch die rosa getönte Gallertkruste. Der Pilz spielt bei der Entstehung von "Haareis" eine entscheidende Rolle.
Der Sachverständige Frank Demmler (77) zeigt in einem Pilzbuch die rosa getönte Gallertkruste. Der Pilz spielt bei der Entstehung von "Haareis" eine entscheidende Rolle.  © Uwe Meinhold

Irene Fahle (76) wohnt im Auer Wohngebiet Brünlasberg. Im nahegelegenen Wald hat die Rentnerin das Ereignis bereits mehrmals fotografiert - zuletzt am vergangenen Mittwoch:

"Im Januar 2019 habe ich es das erste Mal in Schweden gesehen. Zuerst dachte ich, das wäre Hundehaar, aber es war Eis."

Haareis bildet sich in der Regel auf Totholz von Laubmischwäldern. Die Temperaturen müssen bei knapp unter null Grad liegen, es muss windstill sein und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrschen.

Im Erzgebirge entsteht ein neues Bergwerk
Erzgebirge Im Erzgebirge entsteht ein neues Bergwerk

Dabei können die "Eishaare" bis zu 10 Zentimeter lang werden. Je mehr Wasser im Holz gespeichert ist, desto länger werden die Eisfäden.

Eine weitere Voraussetzung für das Entstehen von Eiswolle ist ein Pilz:

"Die rosagetönte Gallertkruste findet man bei entsprechender und feuchter Witterung an liegenden Ästen verschiedener Laubhölzer, oft an Buchenästen", erläutert der Pilzsachverständige Frank Demmler (77) aus Lauter-Bernsbach.

Durch den Stoffwechsel der Gallertkruste werden Gase erzeugt, die das im Holz vorhandene Wasser nach außen drängen. Dort gefriert es.
Durch den Stoffwechsel der Gallertkruste werden Gase erzeugt, die das im Holz vorhandene Wasser nach außen drängen. Dort gefriert es.  © Uwe Meinhold
Aufnahme vom vergangenen Mittwoch: um von Haareis befallene Stöcke und Stämme zu finden, braucht es Glück und ein gutes Auge.
Aufnahme vom vergangenen Mittwoch: um von Haareis befallene Stöcke und Stämme zu finden, braucht es Glück und ein gutes Auge.  © Irene Fahle
Hier waren wohl alle Voraussetzungen für Haareis gegeben: die knappe Temperatur unter null Grad, genug Feuchtigkeit und geeignetes Totholz.
Hier waren wohl alle Voraussetzungen für Haareis gegeben: die knappe Temperatur unter null Grad, genug Feuchtigkeit und geeignetes Totholz.  © Irene Fahle

Um Eishaar zu finden, gehört eine große Portion Glück dazu

Durch den Pilz gelangt Kohlendioxid und Wasser an die Oberfläche. "Dann gefriert das Wasser außerhalb des Stammes und wächst weiter."

Dass ein Experte, wie Frank Demmler, so ein Phänomen noch nie direkt in der Natur gesehen hat, beweist, wie selten man auf "Eishaar" stoßen kann.

Was muss man mitbringen, um Haareis zu sehen? "Gezielt danach zu suchen, ist schwierig. Man sollte losgehen, wenn es geregnet hat, eine hohe Luftfeuchte vorhanden ist, oder Tauwetter herrschte. Zudem müssen über Nacht leichte Minusgrade geherrscht haben. Aber es gehört eine Portion Glück dazu", so Irene Fahle.

Titelfoto: Irene Fahle

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