"Unten ohne"-Test: Geht Wandern ohne Schuhe wirklich?
Oberwiesenthal - Mareike Maschke (52) hat eine Mission: Sie möchte Barfußwandern populär machen. Die Osteopathin plant am Fichtelberg (Erzgebirge) Touren für "Unten ohne"-Anfänger. Redakteurin Mandy Schneider (52) hat's ausprobiert.
Barfuß laufen im Garten? Ja, gerne! Aber einen ganzen Wanderweg? Auf die Idee wäre ich ohne Mareike Maschke nicht gekommen. Wir starten unweit der B95 im Zechengrund. Auf blanken Sohlen geht es in den Fichtenwald. Der Boden federt angeneh... - autsch, da war ein Stein. Das geht ja gut los!
Die kürzlich aus Pulsnitz zugezogene Neu-Oberwiesenthalerin vor mir macht Mut: "Je häufiger man barfuß läuft, desto mehr gewöhnen sich die Füße daran. Nicht mit dicker Hornhaut, wie viele denken, sondern mit einer polsternden Schicht, die sich unter der Fußsohle bildet."
Mit Bedacht setze ich meine Schritte, laufe weiter über weiches Gras am Wegrand, flache Steine, glatte Holzbohlen, weichen Matsch.
Mareike Maschke analysiert meinen Gang: "Immer mit dem Fußballen zuerst, das ist gut. Und dann das Gewicht auf den ganzen Fuß geben, auch Druck auf die Ferse. Viele Leute gehen mit der Ferse zuerst - so als hätten sie noch Schuhe an. Oder tippeln auf Zehenspitzen."
Mareike Maschke: "Ich laufe bewusster, fühle eine besondere Verbundenheit zur Natur"
Eine halbe Stunde später sind meine (oft kalten) Füße angenehm warm und prickeln. Zeit für eine kurze Pause, mit Anleitung zur Fußmassage und Hintergrundwissen vom Barfuß-Profi: "Für unsere Anatomie ist Barfußlaufen der natürliche Zustand. Füße sind unser Fundament. Wenn ihre Muskeln und Bänder trainiert und gesund sind, wirkt sich das positiv auf Haltung, Gelenke und Gleichgewichtssinn aus. Außerdem befinden sich im Fuß viele Nervenenden, die taktile Reize an das Gehirn weitergeben, was gleichzeitig für Anregung und Entspannung sorgt."
Mareike Maschke fand vor sieben Jahren Gefallen am Wandern ohne Schuhe: "Ich laufe bewusster, fühle eine besondere Verbundenheit zur Natur. Mittlerweile bin ich von Frühjahr bis Herbst so oft wie möglich barfuß unterwegs, habe so die Dolomiten durchquert und bin über Schneefelder in Norwegen gelaufen. Wenn der Untergrund zu unangenehm wird oder für aufgeheizte Asphaltflächen, habe ich Barfußschuhe dabei." Ihre Erfahrungen teilt die Sächsin im barfussblog.de.
Mein Fazit der Schnupperstunde bekommt mein Mann als Wochenendüberraschung: Wir laufen die gleiche Strecke noch einmal, diesmal bis zum Gipfel des Fichtelbergs - beide barfuß.
Hier könnt Ihr es selbst ausprobieren!
Barfuß-Wanderungen für Einsteiger sind sieben bis acht Kilometer lang und dauern zwischen vier und fünf Stunden.
Zu den Touren gehören neben individuellen Lauftipps auch Gleichgewichts- und Dehnungsübungen, eine Anleitung zur Fußmassage und Informationen über die Wirkung auf Körper, Geist und Seele.
Und: Schuhe wieder anziehen ist jederzeit möglich. Aktuell bietet Mareike Maschke Barfuß-Touren für Gruppen nach Voranmeldung an (Telefon 0152/28 05 47 41). Kosten: 10 bis 15 Euro.
Regelmäßige Barfuß-Wanderkurse am Fichtelberg soll es ab 2024 geben. Auch Barfuß-Schatzwanderungen für Kinder sind geplant.
Titelfoto: Uwe Meinhold