Tüftler-Erfolg in Sachsen: Plötzlich ist die MZ mit Wankel-Motor wieder da
Von Thomas Fritzsch
Drebach - Es gibt Diesel- und Ottomotoren, Vier- und Zweitakter. Ein Exot war und ist der Wankel- oder Kreiskolbenmotor. Bis heute setzt nur Mazda diesen Antrieb ein. Vor 63 Jahren erlebte die MZ damit eine kurze Blütezeit in der DDR. Nun hat ein Tüftler aus Drebach (Erzgebirge) die MZ mit Wankel-Motor wiederbelebt.
1960 schnurrte der erste volkseigene Wankelmotor im Zentralen Entwicklungsbüro in Karl-Marx-Stadt vor sich hin, kurz darauf auch bei MZ in Zschopau.
Für die Entwicklung dieser modernen Technik ließen die Tüftler in der DDR die Arbeit am Vier-Takt-Motor liegen. 1965 kaufte die DDR eine Lizenz für sündhaft teure 3,5 Millionen D-Mark bei NSU. Doch auch die DDR-Tüftler kriegten technische Probleme des Wankel-Motors nicht in den Griff.
Besonders intensiv arbeitete die Versuchsabteilung in Zschopau unter Ingenieur Roland Schuster am Wankel-Motor. 1964 entstand ein Motorrad mit 175-Kubik-Kreiskolbenmotor. Er ging nie in Serie, aber ein Exemplar blieb erhalten und wurde kürzlich in Drebach für Ex-MZ-Mitarbeiter präsentiert.
Der Weißbacher Klaus Wieland (76) aus der ehemaligen MZ-Versuchsabteilung erinnert sich: "1992 fiel mir beim Aufräumen ein Wankelmotor ins Auge. Für MZ ein Exot."
Er übergab den Motor 2018 an Thomas Hofmann, einst Versuchsschlosser bei MZ. Der Schrauber verpflanzte den alten Wankel in jahrelanger Arbeit in ein MZ-Boxer-Motorrad.
Der Drebacher: "Ich musste den Motor mit meinen Söhnen Stefan und Johannes komplett zerlegen." Doch der Motor lief erst gar nicht. Zum Glück trieb Ex-Kollege Anton Lupei alte Literatur und Berichte auf.
Hofmann: "Wir änderten die Kardan-Übersetzung. Jetzt läuft und lebt das Motorrad wieder."
Titelfoto: Thomas Fritzsch/PhotoERZ