Skisprung-Legende Weißflog findet "es nicht gut, wenn man AfD-Wähler einfach nur als Nazis bezeichnet"

Oberwiesenthal - Der dreimalige Skisprung-Olympiasieger Jens Weißflog (59) sieht einer neuen deutschen Olympia-Bewerbung zwiegespalten entgegen. Zudem hat er eine klare Meinung zum Umgang mit der AfD.

Skisprung-Legende Jens Weißflog (59) meint, dass für Olympia viel Überzeugungsarbeit nötig sei.
Skisprung-Legende Jens Weißflog (59) meint, dass für Olympia viel Überzeugungsarbeit nötig sei.  © Uwe Meinhold

"Es freut mich total, dass es der DOSB [Deutsche Olympischer Sportbund, Anm. d. Red.] wieder angehen will. Angesichts der gescheiterten Bewerbungen der jüngeren Vergangenheit, als man schon nicht über Abstimmungen in den einzelnen Regionen hinausgekommen war, muss heute aber noch viel mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden", sagte Weißflog der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Heute scheitere man nicht nur an ein paar Bauern wie bei der Olympia-Bewerbung für 2018 in Bayern, heute sei die Gefahr groß, gesamtgesellschaftlich zu scheitern.

"Erst wenn die Gesellschaft wieder Werte basierend denkt, bekommt man auch Olympische Spiele hin", sagte Weißflog, der an diesem Sonntag seinen 60. Geburtstag feiert.

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Dennoch ist er von der besonderen Rolle des Sports weiterhin überzeugt. "Ich sehe den Leistungssport für Kinder und Jugendliche, für den Menschen generell, als Lebensschule", sagte Weißflog. Er sei einer der wenigen Bereiche, wo noch wirkliche Werte vermittelt werden.

Jens Weißflog mit klarer Meinung zur Politik: "Die Menschen sehnen sich nach konservativer Politik zurück"

Die AfD könnte bei den kommenden Landtagswahlen im Osten ordentlich absahnen. In Sachsen könnte die Partei sogar vor der CDU landen.
Die AfD könnte bei den kommenden Landtagswahlen im Osten ordentlich absahnen. In Sachsen könnte die Partei sogar vor der CDU landen.  © Christoph Reichwein/dpa

In Sachen Politik und den Umgang mit der AfD hat Weißflog eine klare Meinung.

"Auch wenn das kein gern gehörter Satz ist: Ich sehe das nach wie vor als Ausdruck der Demokratie, mit dem wir lernen müssen, umzugehen. Ich finde es nicht gut, wenn man die AfD-Wähler einfach nur als Nazis bezeichnet und damit vom demokratischen Diskurs ausgrenzt. Solange es kein Verbot der AfD gibt, muss man sie auch als demokratische Partei behandeln. Auch wenn da natürlich Leute dabei sind, die extreme Ansichten haben", sagte Weißflog dem Magazin "Stern".

Er sitzt für die CDU im Oberwiesenthaler Stadtrat und glaubt die Gründe für die besondere AfD-Akzeptanz in Sachsen zu kennen.

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"Die Wahl 1990 hat die CDU in überragender Mehrheit gewonnen. Von den Werten, die die CDU damals vertreten hat, ist sie weit nach links abgerückt. Sie hat ihre konservativen Werte verloren. Ich glaube, dass die AfD-Wähler in der AfD die Fortsetzung dieser früheren CDU-Politik sehen. Die Menschen sehnen sich nach konservativer Politik zurück."

Titelfoto: Uwe Meinhold

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