Skandal um Erzgebirgskaserne Marienberg: Gruppenführer vor Gericht
Chemnitz/Marienberg - Schwere Vorwürfe gegen einen Feldwebel der Erzgebirgskaserne Marienberg!
Mit widerlichen Aktionen soll er einen untergebenen Hauptgefreiten vor anderthalb Jahren gedemütigt haben. Der Berufungsprozess vor dem Landgericht Chemnitz gestaltet sich schwierig: Einigen Zeitsoldaten, die bei den Taten dabei gewesen sein sollen, schwinden auf einmal die Erinnerungen…
Zwei Fälle von entwürdigender Behandlung wirft die Staatsanwaltschaft Leon L. (24) vor. Zum einen soll er den Betroffenen befohlen haben, ein Waschbecken zu reinigen, in das er anschließend urinierte.
Bei einem Trinkgelage habe er ihn gezwungen, an einem mit Urin gefüllten Topf zu riechen, so die Anklage. Alle Kameraden sollen zuvor aufgefordert worden sein, die Stube nicht zu verlassen und in den Kochtopf zu urinieren.
"Er kam im Vertrauen zu mir und hat mir erzählt, was da los war", erzählt eine Oberstabsgefreite. "Ihm ging's nicht gut damit." Sie habe den Fall daraufhin einem Zugführer gemeldet.
"Über weitere Vorfälle möchte ich nicht sprechen", so die 26-Jährige.
Bisher schweigt der Gruppenführer beim Prozess
Offenbar lief im 4. Panzergrenadierbataillon einiges schief. So soll einer der Kameraden sein großes Geschäft vor der Stube der Zeugin verrichtet haben.
Weiterhin soll der Betroffene mit einem Zigarettenstummel im Penis fotografiert worden sein. Wer dahinter steckt, ist unklar. Intern werden zumindest die Vorwürfe gegen L. aufgearbeitet.
Kameraden, die bei der Trink-Party dabei waren, sprachen entweder von einem normalen Abend oder konnten sich nicht mehr erinnern. Das Verfahren wird nächste Woche mit der Vernehmung des Geschädigten fortgesetzt.
Leon L. wurde vor dem Amtsgericht Marienberg in erster Instanz zu sieben Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Er schweigt und hofft auf ein milderes Urteil.
Titelfoto: IMAGO/Uwe Meinhold/Sven Gleisberg