Sachsens letzte Autokinos trotzen der Leinwand-Krise
Geyer - Der Autokino-Boom in der Corona-Zeit ist längst wieder vorbei. Trotz der bevorstehenden Regenwoche blickt Jörg Nicolai, Inhaber des Autokinos Greifensteine, zufrieden auf die Saison.
Auch sein Kollege Andreas Osse vom Autokino Langenhessen bei Zwickau kann nicht klagen. Die Fans halten ihnen seit Jahrzehnten die Treue.
Schon in der DDR habe es an der jetzigen Stelle an der Koberbachtalsperre bei Werdau ein Freilichtkino gegeben, erzählt Osse.
In den 1990er-Jahren hätten sich viele Menschen in Ostdeutschland dann über ein neues Auto gefreut - sein Autokino füllte eine Art Marktlücke.
Und Osses Terminplan: Eine Sieben-Tage-Woche, viel Engagement und Abstriche beim Familienleben gehörten dazu, um "das kleine Unternehmen am Laufen" zu halten, sagt der Betreiber des größten Autokinos im Freistaat. "Aber der Erfolg gibt uns recht."
454 Autokinos in Deutschland, davon 28 in Sachsen
In Sachsen gibt es (Stand: 2023) 94 klassische Kino-Spielstätten mit 248 Leinwänden. Als die Häuser während Corona schließen mussten, waren Autokinos plötzlich schwer gefragt.
Die Filmförderungsanstalt in Berlin zählte Ende 2020 insgesamt 454 Autokino-Leinwände in Deutschland, 28 davon in Sachsen. Ende 2023 waren es bundesweit nur noch 31 Leinwände und davon fünf im Freistaat.
Besonders im ländlichen Raum schätzten es viele nach wie vor, entspannt im eigenen Wagen zu sitzen und nicht "eng zusammengepfercht" in einem Kinosaal, so Osse. "Wir sehen, dass feste Kinos eher zu kämpfen haben. Wir können uns durch unser spezielles Angebot besser halten."
Acht Euro verlangt Jörg Nicolai in Geyer seit Jahren für ein normales Ticket. Besonders freut sich der Chef der Einrichtung in der Nähe der Greifensteine auf "Joker 2" in den nächsten Wochen: "Ich weiß schon jetzt, dass der gut laufen wird."
Titelfoto: dpa/Jan Woitas