Polizist von Mob verprügelt! Was lief schief in Annaberg?

Annaberg-Buchholz - Nach dem Angriff auf die Polizei am Wochenende in Annaberg-Buchholz gibt es offene Kritik.

Hinter den Mauern des Annaberger Clubs "Wolpertinger" stieg am Wochenende eine illegale Party. Bei Corona-Kontrollen kam es zu Gewaltexzessen gegen Polizeibeamte.
Hinter den Mauern des Annaberger Clubs "Wolpertinger" stieg am Wochenende eine illegale Party. Bei Corona-Kontrollen kam es zu Gewaltexzessen gegen Polizeibeamte.  © LausitzNews.de/Tino Link

Beamte waren alarmiert worden, weil in Räumen eines stadtbekannten Klubs offenbar eine illegale Party mit rund 30 Personen stattfand. Als die Polizei mit vier Streifenbeamten eintraf, widersetzten sich die Teilnehmer der angekündigten Kontrolle.

Mehr noch: Die Beamten wurden beschimpft und dann angegriffen. Streifenbeamte ergriffen die Flucht, ein zurückgelassener Beamter (60) wurde vom Mob umzingelt und krankenhausreif zusammengetreten. Hatte die Polizeiführung die Gefährlichkeit der Lage verkannt?

Tatsächlich macht der Betreiber mit einem Aushang vor seinem Klub keinen Hehl von seiner Einstellung: "Polizeibeamte, Mitarbeiter der Stadt Annaberg-Buchholz, des Erzgebirgskreises und des Gesundheitsamtes haben hier Hausverbot" - eine offene Kampfansage und die Erklärung eines rechtsfreien Raumes.

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Nach Auskunft der Polizei war der Aushang bekannt. "Ein Eskalieren der Situation war zu diesem Zeitpunkt ungeachtet der Aushänge noch nicht zu erwarten. Die Einsatzkräfte versuchten, die Lage vor Ort auf kommunikativer Ebene zu bewältigen. Die Situation entwickelte sich dann auch für die Beamten völlig überraschend", so Polizeisprecher Andrzej Rydzik (36).

Personenkontrollen, Platzverweise, Festnahmen: Sachsens Polizei versucht nach Kräften, die Corona-Notverordnung des Freistaats zu gewährleisten.
Personenkontrollen, Platzverweise, Festnahmen: Sachsens Polizei versucht nach Kräften, die Corona-Notverordnung des Freistaats zu gewährleisten.  © Sebastian Willnow/dpa

Düstere Prognose: Sachsens Polizeipräsident fürchtet noch mehr Wut

Sachsens Polizeipräsident Horst Kretzschmar (62) steht hinter der Umsetzung der Corona-Notverordnung. Allerdings befürchtet er auch mehr Wut und Gewalt.
Sachsens Polizeipräsident Horst Kretzschmar (62) steht hinter der Umsetzung der Corona-Notverordnung. Allerdings befürchtet er auch mehr Wut und Gewalt.  © Thomas Türpe

Christan Hartmann (47), CDU-Fraktions-Chef im Sächsischen Landtag, ist dennoch entrüstet: "Nach dem Gewaltexzess gegen einen 60 Jahre alten Polizisten in Annaberg-Buchholz ist eine rote Linie bei den Corona-Protesten überschritten!" Hartmann, selbst Polizist, fordert: "Die Täter müssen sich vor Gericht verantworten!"

Selbst AfD-Fraktions-Chef Jörg Urban (57) äußerte Unverständnis gegenüber der Gewalt. Linke-Fraktions-Chef Rico Gebhardt (58) hofft, dass die Polizei hier genauso intensiv ermittelt wie im Fall der Morddrohungen gegen Ministerpräsident Michael Kretschmer (46, CDU).

Die Aussicht wird nicht besser: Sachsens Polizeipräsident Horst Kretzschmar (62) rechnet mit einer weiteren Zunahme der Proteste. Die Diskussion über eine Impfpflicht sei dabei zusätzliches Wasser auf die Mühlen der Corona-Leugner, sagte er der "Leipziger Volkszeitung".

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"Da wird es deutlich mehr Gegner geben, als wir jetzt schon auf der Straße sehen." Sollte es wegen der neuen Virus-Variante Omikron zu einem kompletten Lockdown kommen, werde das für noch mehr Wut sorgen.

Christan Hartmann (47), CDU-Fraktions-Chef im Sächsischen Landtag, fordert eine konsequente Verfolgung der Schläger von Annaberg.
Christan Hartmann (47), CDU-Fraktions-Chef im Sächsischen Landtag, fordert eine konsequente Verfolgung der Schläger von Annaberg.  © Robert Michael/dpa

Für Kretzschmar hat die Einhaltung der Corona-Regeln Priorität: "Mit den beschlossenen Corona-Maßnahmen ist klar, dass der Gesundheitsschutz über dem Versammlungsrecht stehen muss."

Titelfoto: LausitzNews.de/Tino Link, Thomas Türpe

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