Polizei-Ausbildungsstandort im Erzgebirge hat ein Image-Problem
Schneeberg/Dresden - Von 375 Polizeischülern, die 2019 ihre Ausbildung begannen, wurden jetzt 282 als Beamte eingestellt - ein Schwund von fast 25 Prozent. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) Sachsen sorgt sich um die Attraktivität des Berufes für junge Auszubildende auch deshalb, weil die Polizeischulen in Leipzig und Chemnitz perspektivisch geschlossen werden sollen.
So wurde es polizeiintern zumindest in den letzten Wochen kommuniziert: Nach der Fertigstellung der Polizeifachschule in Schneeberg (zehn Klassen mit etwa 25 Schülern pro Jahrgang) werde die Ausbildung hier konzentriert. Als Indiz wird gewertet, dass im Herbst 2022 sowohl in Leipzig als auch in Chemnitz zwei Klassen weniger als bisher mit dem Unterricht beginnen.
Vom Innenministerium wird das offiziell nicht bestätigt. Sprecher Andreas Weller: "Eine Veränderung der Ausbildungslandschaft der sächsischen Polizei ist derzeit nicht geplant." Die Kürzungen außerhalb Schneebergs seien mit einem reduzierten Einstellungskorridor zu begründen.
Dabei lag der Standort Leipzig in der Gunst der Polizeischüler bisher vorn. Maik Ebersbach von der DPolG: "Mehr als die Hälfte der Bewerber hatte den Erstwunsch Leipzig." Er zweifelt nicht an der vorzüglichen Ausbildung in Schneeberg. "Doch man läuft Gefahr, dass mit der Schließung von Leipzig und Chemnitz aus Attraktivitätsgründen die Bewerberzahl enorm sinken wird."
Mittlerweile sei es gar vorgekommen, dass Azubis aus Schneeberg 1000 Euro boten, um mit einem Leipziger Kollegen zu tauschen. Das Innenministerium hingegen unterstreicht den Fakt, dass Schneeberg zuletzt deutlich weniger Absagen verzeichnet habe als in den Vorjahren.
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