Ost-Chanel und Action-Spray: Diese Düfte aus der DDR gibt es wieder
Marienberg - So duftet der Osten: Wer zu DDR-Zeiten über kein Westgeld verfügte und auch keine Verwandtschaft "drüben" hatte, griff, wenn es zum Tanz ging, zu einheimischen Kosmetikprodukten, die sich vor den Vorbildern nicht verstecken mussten: Die Damen rochen betörend nach "Casino", die Jugend balzte mit "Action". Beide Düfte haben überlebt.
"Bei ausnahmslos allen kommen sofort Erinnerungen hoch, wenn sie die Düfte schnuppern", sagt Torsten Enders. Der 59-jährige Kaufmann ist eigentlich Chef der WätaS-Gruppe mit Sitz in Olbernhau und Leipzig. Seine Firmen bauen Wärmetauscher und Brennstoffzellen.
Doch 2009 erreichte ihn dieser Hilferuf aus Marienberg. "Meine Frau, die Steuerberaterin ist, erzählte mir von einer Klientin", so Enders.
Gemeint war Gabriele Fritzsche (60). Die Kosmetikmeisterin aus Marienberg wollte "Casino de luxe" wiederbeleben, hatte aber keine Mittel. "Darauf gekommen bin ich, weil das Parfüm 2008 plötzlich nicht mehr lieferbar war." Der bisherige Markeninhaber, ein Dresdner, wollte die Marke verkaufen.
Enders half und gründete mit der Marienbergerin im Mai 2009 eine Parfümfirma. Sie belebten "Casino" und die Ostmarke "Idris" (Casino d'Idris) neu. Danach kam "Action" hinzu. "Action" gehörte einem Niederländer, der die Marke aber nicht nutzte, erinnert sich Enders. Auch hier schlug er für Fritzsche zu. Inzwischen gibt es neben dem Original Neuentwicklungen wie die "Action Sport Edition". Fritzsche lobt ihren Sponsor: "Er hat zu keiner Zeit irgendwie Druck gemacht. Verdient hat er wohl bis heute nichts daran."
Wenn es um die reine Herstellung ginge, wären die Düfte ein "Wessi". Cospharma in Bayreuth produziert sie als Lohnhersteller. Aber die Abfüllung passiert im Erzgebirge, in Marienberg-Pobershau.
Wer die Düfte an Ort und Stelle kaufen möchte, darf gern im Marienberger Kosmetikladen auf der Annaberger Straße 11 vorbeischauen (gabriele.fritzsche@aol.com, Tel. 03735/2 22 49).
Das Chanel des Ostens und seine Geschwister
Nicht alle, aber doch wesentliche Produkte der DDR-Kosmetikindustrie haben überlebt. Neben "Casino" und "Action" ist das unter anderem "Florena". Die Marke gehört inzwischen dem Beiersdorf-Konzern. "Florena umfasst insgesamt 17 Produkte", sagt eine Sprecherin der Beiersdorf AG.
Ebenso berühmt und beliebt ist "ba-du-san". Früher in Gera hergestellt, kommt es heute aus Dresden. Eingeführt wurden die Schaumbäder 1958. Die Wiederbelebung datiert auf 2011. Seither gehören die Schwimmfiguren Grüner Fisch, Gelbe Ente und Rosa Schwein wieder in jedes vernünftige Kinderbad.
Überlebt hat auch die Marke "Undine", die zu DDR-Zeiten vor allem für ihre Apfelseife bekannt war. Heute sitzt Undine Kosmetik im Herzen von Leipzig. Hier wie auch bei "ba-du-san" ist die Produktpalette um ein Vielfaches gewachsen.
Titelfoto: Sven Gleisberg