Wintergaudi abgesagt: War's das mit dem Schnee in Zinnowitz?
Oberwiesenthal - Dieses Jahr gibt es keinen Kunstschnee am Ostseestrand! Die Veranstalter des "Oberwiesenthaler Schneezaubers", darunter Skisprunglegende Jens Weißflog (54), haben das Event abgesagt. Grund: Klimaschützer und viele Inselbewohner kritisieren den sommerlichen Wintergaudi.
Es war fast schon Tradition. Am letzten Juli-Wochenende kamen die "O-thaler" zur Promotour nach Zinnowitz - und brachten reichlich Kunstschnee mit. In Zeiten der aufkeimenden Klimadebatte wurde jedoch an der Sinnhaftigkeit gezweifelt.
"Wir haben gewisse Hinweise erhalten und deswegen entschieden, das Ganze abzublasen", so René Lötzsch (46), Mitorganisator und Chef der Fichtelberg Schwebebahn GmbH. "Seitens des Umweltschutzes kann ich das nicht nachvollziehen. In Dresden und Stuttgart gibt es ähnliche Events."
Man würde lediglich mit zwei Schneekanonen (angetrieben durch Dieselkompressoren) 100 Kubikmeter Kunstschnee erzeugen. Dafür seien Wasser und Stickstoff nötig.
Kathrin Räsch, Vorsitzende der NABU-Regionalgruppe Insel Usedom, hält dagegen: "Keiner kann diesen Wahnsinn gutheißen. Man sollte sich der Natur als solche erfreuen und nicht den Tourismus immer weiter übersättigen."
Jens Weißflog kann die Kritik nicht nachvollziehen. "Strom verbrauchen wir nicht mehr und nicht weniger als manch andere Strandattraktion." Man wolle aber in Zukunft besser "aufklären".
Doch gibt es 2020 überhaupt ein Comeback? René Lötzsch glaubt fest daran: "Ich bin sicher, dass wir wiederkommen, vielleicht mit kleinen Änderungen." Bei der Kurverwaltung Zinnowitz hält man sich noch bedeckt. "Zu einer Wiederauflage gibt es noch keine Entscheidung. Die neu gewählte Gemeindevertretung wird sich jedoch rechtzeitig positionieren", teilte Chef Carsten Nichelmann mit.