Neues Angebot für Pollen-Allergiker? Experten kritisieren Bienenstock-Therapie
Aue-Bad Schlema - Mit dieser Bienen-Therapie macht das Gesundheitsbad Actinon der Kurgesellschaft Bad Schlema (Erzgebirge) keinen Stich. Ab Mai bietet das Bad eine "Apitherapie" an - das Einatmen von Luft aus Bienenstöcken soll heilen. Ein Experte schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.
Angeblich helfe die Bienenluft mit ätherischen Ölen, Pollen und Bienenwachs gegen Pollenallergie, Asthma und andere Infekte. Für Prof. Karl-Christian Bergmann (81) vom Institut für Allergieforschung an der Berliner Charité "ein Rückschritt ins Mittelalter".
Der bekannte Allergologe ist entsetzt: "Im Bienenstock sind Pollen. Die sind das Gegenteil dessen, was ein Allergiker brauchen kann."
Luft aus Bienenstöcken sei eine Gesundheitsgefahr: "Auch die Milben können Allergien auslösen."
Für die heilende Wirkung von Bienenwachs gebe es keine Belege und ätherische Öle seien vor 200 Jahren mal gegen Asthma genutzt worden.
Prof. Bergmann rät von Therapien mit Bienenstock-Luft ab: "Das ist nur Geldschneiderei." Die Kurgesellschaft hingegen preist "Apitherapie" im Kurpark Bad Schlema als "natürliche Behandlungsmethode" an. Zudem werde sie "medizinisch betreut".
Kritisch sieht das Thema ebenso Martin Wagenmann vom Universitäts-Allergie-Zentrum Düsseldorf. Er verweist auf Veröffentlichungen von Lungenärzten und sagt: "Ich kann die Verwunderung nur teilen."
"Das klingt seltsam", zweifelt Thomas Colditz (66) am Sinn der Bienenstockluft. Der CDU-Fraktions-Chef im Stadtrat Aue-Bad Schlema: "Ich vertraue auf die Schulmedizin."
Titelfoto: Jan Woitas/dpa