Männerdomäne? Nicht mit uns! Bei diesen Feuerwehren haben Frauen das Sagen
Annaberg/Dittersbach - Wenige Mädchen träumen davon, Feuerwehrfrau zu werden. Aber es gibt sie - junge Frauen, die sich im Ehrenamt engagieren. Zwei von ihnen sind Wehrleiterinnen im Erzgebirge.
In Dittersbach hat Ronja Fürtig (21) seit Februar die Leitung der Freiwilligen Feuerwehr inne. Als der ehemalige Wehrleiter aus dem Amt ausschied, schlugen die Kameraden Ronja als Nachfolgerin vor.
Trotz ihres jungen Alters ist sie in ihrer Rolle gefestigt. Allerdings schauen alteingesessene Kameraden mitunter kritisch auf ihre Entscheidungen: "Es wird schneller kritisiert, als wenn ein Mann das Amt hätte. Außerdem gibt es viele Fragen, die bei einem Mann nie gestellt würden."
Dennoch weiß die Erzieherin, dass ihre Mannschaft voll hinter ihr steht. "Das gibt mir ganz viel Kraft und Selbstvertrauen."
Zum aktiven Team der Feuerwehr Dittersbach gehören vier Frauen und zehn Männer. "Aber wir achten da tatsächlich gar nicht so drauf - zumindest in meiner Wahrnehmung, weil jeder Kamerad, jede Kameradin, die dazukommt, ein Gewinn ist."
Neckereien untereinander gehören dazu, schildert Ronja. "Die sind aber nie aufs Geschlecht bezogen." Andere Erfahrungen hat sie in ihrer Ausbildung gemacht: "Gerade von denen, die keine Frau in der Mannschaft haben, kommt ein Spruch. Aber das muss man wegstecken können."
"Aufs Geschlecht bezogen gibt es keinen Unterschied"
Wie Ronja wurde auch Saskia Schramm (29) von ihrer Mannschaft gefragt, ob sie Wehrleiterin in Annaberg werden möchte. "Ich war beim vorherigen Wehrleiter schon zwei Jahre lang Stellvertreterin", erzählt sie.
Das Ehrenamt liegt ihr in den Genen: Ihr Opa, Helmut Schramm, war über 40 Jahre lang Wehrleiter und auch ihr Vater hatte das Amt inne.
In Annaberg gibt es 49 aktive Kameraden, sieben davon sind Frauen. "Aufs Geschlecht bezogen gibt es keinen Unterschied. Wir sind immer auf Augenhöhe." Ab und zu falle ein flapsiger Spruch "und dann kommt auch mal ein Konter zurück von meinen Mädels".
Der Oberschullehrerin fällt allerdings auf: "Meine Kameraden heben hervor, dass ich Wehrleiterin bin - als wäre es etwas Besonderes." Das macht sie jedoch stolz.
Saskia weiß aber auch, dass Feuerwehrfrauen mitunter diskriminiert und benachteiligt werden. Jungen Frauen rät sie: "Scheut euch nicht, in der Freiwilligen Feuerwehr mitzumachen und auch eine Führungsfunktion zu übernehmen."
Titelfoto: Bildmontage: Kristin Schmidt, Uwe Meinhold