Innovation aus Zschopau gilt als Vorreiter für E-Bikes
Von Martin Gottschling, Thomas Fritzsch
Zschopau - 2022 feiert Zschopau 100 Jahre Motorradbau. Die Marken DKW und MZ sind weltberühmt. Was kaum einer weiß: Zschopau war auch Vorreiter in Sachen E-Bikes!
Die Firma ITG Engineering stellte Mitte der Neunziger das erste in Europa offiziell zugelassene Fahrrad mit Hybridantrieb her. Ideengeber war der letzte MZ-Werksdirektor und ITG-Firmengründer Eberhard Bredel (78). "Wir haben beim Europäischen Patentamt am 23.12.1993 die Patentanmeldung eingereicht. Abgeleitet wurde die Technik von den Erfahrungen mit Motorrädern."
Drahtesel mit Motorantrieb gab's zwar schon rund 100 Jahre - diese waren jedoch nur als Kraftfahrzeuge zugelassen. Der Clou am neuen Modell "Yoker": Der Hilfsmotor (Leistung: maximal 250 Watt) arbeitete erstmals nur mithilfe von Muskelkraft bei Geschwindigkeiten von 5 bis 24 km/h.
"Alle heutigen Pedelecs funktionieren nach dem gleichen Prinzip", sagt Bredel. Von 1994 bis 1996 wurden 500 "Yoker" (damaliger Kaufpreis: 4000 DM) produziert.
"Es war in dem Sektor ein europaweiter Durchbruch. Zschopau ist damit Vorreiter für die Technik, Fahrräder mit elektrischer Energie anzutreiben."
Trotz großen Medienrummels war die Erfindung am Markt nicht erfolgreich. "Die Batterien des Fahrrads waren zu schwer, sie boten eine zu geringe Reichweite", so Bredel.
Wer eines der seltenen Exemplare sehen möchte, kann sich unter fbz.bredel@gmx.de melden. Künftig will er einen "Yoker" auch ausstellen - im neuen Zschopauer Enduro-Museum oder im Chemnitzer Industriemuseum.
Titelfoto: Repro: Thomas Fritzsch/PhotoERZ