In Jahnsdorf empfing er Promis und Politiker: Flugplatz-Chef macht nach fast 30 Jahren den Abflug
Jahnsdorf - Fast 30 Jahre leitete Matthias Fahrhöfer (63) den Flugplatz Jahnsdorf, war in dieser Zeit nebenher Bauleiter, Prellbock, Flugleiter und Ersthelfer in Personalunion. Ende Februar verabschiedet er sich mit vielen Erinnerungen in den Ruhestand.
Zum Beispiel von seiner überraschenden Ernennung bei einem Notartermin im Zuge der Kommunalisierung des Verkehrslandeplatzes 1993: "Bei dem Termin fiel auf, dass ein Geschäftsführer eingesetzt werden muss, um die GmbH einzutragen. Der Landrat guckte mich an und meinte: 'Ich kann's nicht machen.' So war ich plötzlich nicht nur Wirtschaftsdezernent, sondern auch Flugplatz-Leiter."
Die Klagen der Anwohner und das Projekt zum Neubau landeten in den folgenden Jahren auf seinem Schreibtisch im Landratsamt. Bei ihm zu Hause gingen jahrelang dubiose Bestellungen von Goldmünzen oder kiloweise Versandhauskataloge ein - böse Grüße von Flugplatzgegnern.
Von den Promis, die den Flugplatz nutzten, sah Fahrhöfer meist nur die Limousinen, die direkt aufs Rollfeld fuhren, um Künstler wie Roland Kaiser (69), Stefan Raab (55) oder Jan Josef Liefers (57) nach der Landung abzuholen.
Selbst NSU-Terroristin Beate Zschäpe landete auf dem Flugplatz
"Wenn uns zwei Herren in dunklen Sakkos und Sonnenbrille besuchten, wussten wir, dass demnächst Politiker-Besuch zu erwarten ist." Dann waren große Bereiche des Flugplatzes selbst für Fahrhöfer und die drei Mitarbeiter tabu.
Außer beim Besuch des Bundespräsidenten Christian Wulf (62) im Jahr 2011: "Ihm habe ich kurz vor dem Abflug die Hand geschüttelt."
Das mit Abstand größte Sicherheitsaufgebot sah der kleine Flugplatz 2019: "Als Beate Zschäpe (47) mit einem Polizeihubschrauber aus München hier landete, waren Hunderte Polizisten auf dem Gelände", erinnert sich Fahrhöfer.
Nervenaufreibender war der 8. September 2021: "Ein Mann stürzte beim Landeanflug mit seinem Trike fünfzig Meter neben mir ab. Ich habe ihn mit der Blechschere aus dem Wrack geschnitten. Der Pilot hatte alle Schutzengel, die es gibt. Er überlebte."
Aus dem Flugplatz-Chef wird auch im Ruhestand kein Vielflieger: "Ich fahre am liebsten an die Ostsee. Das ändert sich nicht."
Flugplatz-Ausbau liegt auf Eis
Rund 9000 Starts und Landungen zählte der Verkehrslandeplatz Jahnsdorf 2021. Neben Geschäfts- und Privatflügen nutzen auch Polizei, ADAC und Deutsche Flugrettung den Standort, um hier aufzutanken.
Kostendeckend ist der Betrieb nicht: Die von der Stadt Chemnitz und dem Erzgebirgskreis betriebene Gesellschaft ist auf jährlich 250.000 Euro Zuschüsse angewiesen. Ein geplanter Ausbau der Landebahn auf 1600 Meter liegt seit zehn Jahren auf Eis.
Ab März übernimmt der aus Thüringen stammende Robert Rahnfeld (37) die Leitung des Flugplatzes. Der Pilot war bisher bei der Bundeswehr tätig.
Titelfoto: Kristin Schmidt