Im Erzgebirge fällt fast jede dritte Stunde aus, in Chemnitzer Grundschule nahezu jede vierte
Chemnitz/Annaberg-Buchholz - Ausgefallener Unterricht ist wegen des Mangels an Lehrern an vielen Schulen Normalität statt Ausnahme. Durchschnittlich acht Prozent waren es laut Sächsischem Kultusministerium im Schuljahr 2022/23.
Deutlich dramatischer sieht es in einzelnen Schulen oder Regionen aus. Besonders schlimm trifft es viele Oberschulen im Erzgebirge, ein Negativrekord kommt auch aus Chemnitz.
In der Oberschule Aue-Zelle summierte sich beispielsweise der Ausfall auf 28,3 Prozent - wobei allein rund 3480 Schulstunden "planmäßig" ausfielen, weil der Stundenplan bereits zu Schuljahresbeginn mangels Personal gekürzt wurde.
Hinzu kamen noch mehr als 1000 unvorhergesehene Freistunden, zum Beispiel aufgrund von Krankheit oder Weiterbildungen.
Die Adam-Ries-Oberschule in Annaberg-Buchholz meldete eine Ausfall-Quote von 31,5 Prozent. An der Oberschule in Eppendorf fielen 27,4 Prozent, an der Freiberger Oberschule "Clemens Winkler" sogar 32,9 Prozent aus.
Eine Schulleiterin aus dem Erzgebirge, die anonym bleiben möchte, sagte gegenüber TAG24: "Im Erzgebirge sind 30 Prozent Unterrichtsausfall mittlerweile normal. Wenn manche Schulen weniger an die Statistik melden, dann geben sie nicht die korrekten Zahlen weiter."
Am schlimmsten betroffen ist eine Grundschule in Chemnitz
Dieser Umstand ist auch Kreiselternrat Thomas Brewig bekannt: "Einige Schulleiter und auch Eltern befürchten einen Imageverlust ihrer Schule oder Nachteile für ihre Kinder, wenn die realistischen Zahlen in der offiziellen Statistik auftauchen."
Das Fazit des Elternvertreters zur jüngsten Erhebung fällt ernüchtert aus: "Es herrscht ein schleichender Verfall, der mit jedem Jahr schlimmer wird und immer schlechter kompensiert werden kann."
Das trifft mittlerweile auch schon die Jüngsten massiv. Die Grundschule mit dem sachsenweit meisten Schulausfall ist die Ludwig-Richter-Grundschule in Chemnitz: Hier fand fast ein Viertel des Unterrichts nicht statt: 2374 Stunden - nur für 197 Stunden gab es eine Vertretung.
Titelfoto: Bildmontage: Caroline Seidel/dpa, picture alliance/dpa