Feiert der Bergbau bald ein Comeback? Zinn wird künftig im Erzgebirge abgebaut
Von Andreas Hummel
Rittersgrün - Ob Smartphone, E-Auto oder Flachbildschirm - das Metall Zinn wird in der Elektrotechnik gebraucht, aber auch für die Produktion von Bronze und Weißblech. Um unabhängiger von den größten Zinn-Produzenten - China, Indonesien und Myanmar - zu werden, setzt Deutschland wieder auf Lagerstätten im Erzgebirge.
Nahe Rittersgrün unweit der Grenze zu Tschechien führt eine rissige Asphaltstraße durch den Fichtenwald. Thomas Bünger, Chef des Freiberger Unternehmens Saxore, zeigt nach rechts: "Die Rampe wird auf dieser Seite sein, das Baustoffdepot dort drüben."
Er spricht von einem Bergwerk, das hier entstehen soll. "Wir wollen 2026 die erste Tonne Zinn fördern." Von einem neuen "Berggeschrey" ist gar die Rede.
Dass viele Hundert Meter unter der Erdoberfläche bei Rittersgrün Zinn lagert, ist länger bekannt. Denn als Geologen nach dem Zweiten Weltkrieg die Region fieberhaft auf Uran für das Atomprogramm der Sowjetunion absuchten, stießen sie auch auf dieses Schwermetall.
In der DDR habe es Pläne gegeben, das Vorkommen in den 90er-Jahren mit einem Bergwerk zu erschließen, erläutert Bünger. Wegen der Wiedervereinigung und damals niedriger Weltmarktpreise sei dieser Plan dann aber nicht umgesetzt worden.
Neben Zinn sollen auch weitere Metalle abgebaut werden
Aktuell gebe es gut 20 Erkundungsvorhaben hierzu im Freistaat, sagt Oberberghauptmann Bernhard Cramer. Weitere fünf Vorhaben seien so weit gediehen, dass dort das Recht zu Planung und Betrieb eines Bergwerks vorliege.
Dazu gehören neben Rittersgrün Bergbauprojekte in Zinnwald, Pöhla, Bergsegen sowie Schleife in der Lausitz. Neben Zinn geht es dabei hauptsächlich um Lithium und Kupfer, aber auch zahlreiche weitere Metalle wie Indium, Silber, Zink, Mangan, Wismut, Wolfram, quasi als Beifang.
"Zinn wird ein rares Gut bleiben", gibt sich Saxore-Chef Bünger überzeugt. "Wir planen damit, circa eine halbe Million Tonnen Erz pro Jahr zu fördern." Daraus könnten etwa 3000 Tonnen Zinn gewonnen werden.
Titelfoto: dpa/Hendrik Schmidt